Man besucht Bekannte zum ersten Mal in ihrer Wohnung und fühlt sich sofort wohl. Die Atmosphäre stimmt, Möbel und Dekoration gefallen – auch wenn man weiß, dass man die Einrichtung selbst nie so perfekt hingekriegt hätte. Ähnlich ging es mir bei der CD von den 2Duos. Schon nach wenigen Takten des Midlothian Mining Song fühlte ich mich wie zu Hause, nicht weil mir alles bekannt war, sondern weil Geschmack und Zutaten stimmten.Das grenzüberschreitende Quartett entstand weniger planvoll als spontan. Gudrun Walther und Jürgen Treyz (Cara, Deitsch) trafen bei einem Festival in England auf Claire Mann und Aaron Jones aus Edinburgh. Aaron Jones spielt Bouzouki oder Gitarre und singt bei den in Schottland sehr geschätzten Old Blind Dogs, Claire Mann mit ihrer markanten, ausdrucksvollen Melodiegestaltung ist Hochschul-Dozentin für Flute und Fiddle. In nächtlichen Sessions erwies sich: die Vier passten wunderbar zusammen. Die Harmonie hatte auch bei einer mehrwöchigen Tour Bestand. Dies unterstreicht ihre gemeinsame CD. Bei der Produktion wurde der gemeinsame Faktor in den Vordergrund gestellt. Einige Titel wurden gleichzeitig, quasi live, eingespielt, die anderen per mp3-Austausch so weit vorbereitet, dass wenige Tage im Studio zur Fertigstellung genügten.
Das Ergebnis ist sehr angenehm zu hören. Diese beiden Duos passen zusammen wie Yin und Yang, sie haben, um im Bild zu bleiben, ihre Mitte gefunden. Relaxt, aber nicht ohne Spannung kombinieren sie ihre Talente. Gitarre, Bouzouki und gelegentlich Dobro oder Knopfakkordeon ergeben mit Fiddle und Flöten ein vielschichtiges Klangbild. Auch der Einsatz der Stimmen im Vorder- und Hintergrund bis hin zum 4-stimmigen a capella-Gesang ist sehr effektvoll.
Ein Schwerpunkt der 2Duos ist das musikalische Erzählen von Geschichten auf Englisch oder auf Deutsch: „Kino im Lied“, wie Gudrun Walther es ausdrückt. Ihr Faible für Balladen ist von ihren Aufnahmen mit Cara und Deitsch bekannt. Gleich ob es sich um die Bearbeitung jahrhundertealter deutscher Lieder oder modernere englische Songs von Sandy Denny bzw. Richard Thompson handelt: sie werden mit Respekt für die Vorlagen in überzeugender eigener Interpretation vortragen. Eine Menge Strophen sind kein Hindernis, die Arrangements lassen keine Längen aufkommen. Keltischer Sound und deutsche Texte gehen gut zusammen. Da darf ein Song schon mal sechs Minuten dauern.
Die drei Instrumentaltitel mit alten und neuen Sessiontunes sind vom Feinsten, mit Schwung gespielt und druckvoll begleitet. Wie die Instrumente sich gegenseitig ergänzen und antreiben ist hörens- und bewundernswert.
Der Sound entspricht dem Niveau der Musik, die Ausstattung ist wie bei Firma Artes üblich mit großer Sorgfalt gestaltet. Das Booklet ist zweisprachig und enthält Infos über die Bandgeschichte sowie die Herkunft aller Stücke.
„Until the cows come home“ ist ein schottischer Ausdruck für „sehr, sehr lange“. Wir haben es also nicht mit einem Provisorium zu tun. Dementsprechend haben sich die Vier zu einem neuen Namen entschlossen. Ab sofort werden sie als „Litha“ unterwegs sein, was den Monat der Sommersonnenwende im keltischen Kalender bezeichnet. Die 2. CD ist schon in Arbeit und soll im November erscheinen. Was die Gruppe zu bieten hat, kann man als „State of the Art“ an akustischer keltischer Musik bezeichnen. Davon können sich die Besucher beim „Folk im Schlosshof“ im Juni – passend zum Entstehungszeitpunkt und Namen der Band – überzeugen.
Trackliste
- Midlothian Mining Song
- Der Markgrafensohn
- Beyond the Glen
- Solo
- Stets in Trauer
- Beeswing
- Spike Island Set
- Saints and Sinners
- Die Rheinbraut
- Tube Station
- Die Ballade von den drei Grafen und der Nonne
- Braw Sailing
- Lasst uns all nach Hause gehen
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