„Nomen est omen“ –gemäß dieser allgegenwärtigen Phrase lustwandeln Celtic Cowboys mit ihrem zweiten Album, „A Simple Life“, durch die Gestade des Bluegrass, Country und Folk unterschiedlichster Arten. Dass dabei ein Konglomerat herauskommt, das so manchem Folkpuristen ein Stachel im Ohr sein könnte, versteht sich von selbst.
Hoch dekoriert mit Sheriff-Stern und dem Deutschen Rock und Pop Preis in der Kategorie „Bestes Country Album 2011“ gehen die fünf Herren ans musische Tagwerk. Nebst der plakativen Behutung tragen sie ein ansehnliches Kompendium an Instrumenten mit sich umher. Zu hören sind u.a. Gitarren, Mandoline, Banjo, Tenor-Gitarre, Kontrabass und zumeist Unisono-Gesang. Da den Herren dies aber dann doch zu wenig erschien, holte man sich kurzer Hand gastmusische Unterstützung mit an Bord. Zu hören sind daher nicht nur die fünf Musiker der Stammbesetzung, sondern sechs weitere. Dabei finden sich u.a. Namen wie Boris Sundmacher (Jawbone) am 5-String-Banjo und Hanne Balzer (Liederjan) an der Tuba.
Über die Hälfte der Stücke sind aus eigener Feder und bedienen sich eines intuitiven Zugangs zu gängigen musikalischen Mustern. Die kleinere Hälfte sind Cover-Songs – und so wagen sich die keltischen Kuhjungen auch an ein Beatles-Song heran: Dass Respektlosigkeit und Autoritätenunergebenheit, gepaart mit technischem Vermögen und Spielfreunde, ein erfreuliches Novum nach sich ziehen, ist Lady Highheel anzuhören. Der brummbärende Sound der Tuba entlockt dem Stück beinahe zirkuseske Züge. Celtic Cowboys beschreiben ihre Musik wie folgt:
Wir machen schon seit vielen Jahren Musik – nicht zusammen und nicht die gleichen Stilrichtungen. Das Spektrum reicht dabei von Klassik bis Folk und Country bis Rock. Aber als wir anfingen, zusammen zu spielen, waren wir überrascht. Es macht richtig Spaß, die verschiedenen Stile vom Irish Folk und der Musik aus Nordamerika zu kombinieren. Offensichtlich gehören diese Musikrichtungen zusammen […]
Dass insbesondere das Element des Irish-Folks eher en passent tangiert wird, tut dem Silberling keinen Abbruch. Vielmehr sollte die Erwartungshaltung des hörfreudigen Rezipienten dahingehend korrigiert werden, dass besagtes Element eher in seiner amerikanischen Adaption kultiviert wird.
Rhythmisch sparsam, mit Cajon und Percussion ausgestattet, klimpert sich der seicht verstimmte Sound eines Saloon-Pianos bei She Needs A Man über die satten Sounds der Gitarren hinweg. Gemäß dem Motto „Terzen helfen immer“ schmettern die Herren inbrünstig und kopfstimmend in die „Dose“, indes erst der sorgfältig Hörende den erstaunlichen Herrenbass bewundern kann. Die Wild Ghost Rider wird am ehesten der stilistischen Selbstverortung gerecht. Erklingt hier der Johnny Cash zugedichtete Klassiker „Ghost Riders“ samt Bläsersatz in unveränderter Melodie, sind die Textgehalte dem Traditional Wild Rover entlehnt. Insbesondere letzterem tut der Neuanstrich sehr gut.
Dem folkpuristischen Militanten werden sich bei diesem Album die Fußnägel ordentlich nach oben biegen. Und dennoch markiert auch dieses Album eine Abkehr vom ewig Gleichen. Wem also Country und Bluesgrass bekömmlich ist, und wer gleichzeitig nicht mit stilistischen Scheuklappen durch die Welt zieht, der sollte auf dieses Album nicht verzichten.
Trackliste
- Being A Roady
- Don’t Rock The Banjo
- A Simple Life
- She’s My Wife
- Mandragore Reel Set
- Toy Heart
- She Needs A Man
- Wild Ghost Rover
- Feeling Like A Star
- Lady Highheel
- A Lullaby
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