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Christine Primrose – Gràdh is Gonadh – Guth ag aithris (2017)

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Eine kleine Gedankenreise: Wir sitzen in einem kleinen schottischen Cottage. Dicke Feldsteinmauern schützen uns. Draußen heult der Wind, drinnen knistert das Feuer. Dann beginnt eine Frauenstimme auf Gälisch zu singen, und wir fühlen uns sofort mit den Generationen verbunden, die früher im unwirtlichen Norden der britischen Insel gelebt haben…

Die Stimme könnte von Christine Primrose kommen. Dieses Album ist „pure drop“: eine Stunde unbegleiteter Gesang. Man versteht kein Wort, konzentriert sich also auf die Musik. Die Lieder sind sehr emotional vorgetragen. Die dominierenden Themen verrät der Albumtitel: Liebe und Verlust. Das Booklet enthält die gälischen Texte, online gibt es auch die vollständigen Übersetzungen. Die wunderschönen Melodien sind klar herausgearbeitet und würden auch instrumental gut klingen. Eine Begleitung des Gesangs würde die Lieder leichter zugänglich machen, aber von den Feinheiten ablenken. Also diese traditionelle Gesangskunst wie guten Whisky in kleinen Portionen zu sich nehmen.

Christine Primrose wurde auf der Insel Lewis in eine musikalische Familie hineingeboren und ist eine Meisterin des Sean Nos – Gesangs. Sie tourte weltweit und unterrichtet an einem gälischen College auf der Isle of Skye. Die Diktion ist klar, die Stimme gibt dem Lied Raum, ohne zu dramatisieren, drückt aber die Gefühle unverstellt aus. Ihr Gesang erinnert daran, dass die überlieferten Lieder zum Leben der Frauen untrennbar dazugehörten und sie oft ihre einzige persönliche Ausdrucksmöglichkeit in einem harten, vielfach fremdbestimmten Leben waren. Die Musik widerspricht den heutigen Hörgewohnheiten, kann aber durch ihre Intensität faszinieren. Gut, dass Christine Primrose 35 Jahre nach ihrem Erstling noch einmal ein Musterbeispiel gälischen Gesangs veröffentlicht hat.

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