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Denny’s Drive-In ~ Raise the Anchors

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Denny’s Drive In - Raise The Anchors Wenn eine steiermärkische Band heutzutage noch per Seeweg über Irland nach Amerika auswandern würde – nennen wir das Schiff mal „Celtanic“ – dann würden die fünf Musiker von „Denny’s Drive-in“ sicherlich auch ihre Instrumente mitnehmen.

„Raise the Anchors“ heißt das Album der Jungs aus Österreich und genau dieser Befehl ging vor kurzem vom Kapitän des Drei-Klassen-Schiffs aus. Ein Schreiberling, sie heiße in diesem Artikel anspielungslos Tica Rose, ist auch in Dublin auf Anfrage ihres Oberschreiberlings Daniel mit an Bord gegangen. Eigentlich hatte sie sich die „Celtanic“ so wie die gelungene Zeichnung auf dem Cover des Albums vorgestellt: Ein robustes Segelschiff mit Kanonenscharten. Doch das Schiff, auf dem sie sich befand, glich eher der „Titanic“… würde die „Celtanic“ auf ihrem Weg nach Boston genauso ein Ende zwischen wild herumtreibenden Eisbergen finden? Immerhin hatte Tica sehr ansprechende Zeichnungen von den einzelnen Bandmitgliedern im Albumcover gefunden, so dass es ihr keine Probleme bereiten sollte, die Musiker auf dem Subdeck zu finden.

„Only the bravest sail across the ocean…“

Kaum auf See, musste Tica nur dem Seemannsklavier und dem klopfenden Bass folgen, um unter Deck auf eine Masse ausgelassen tanzender, auswandernder Iren zu stoßen, die sich zum Lied „Sailors in the Bay“ amüsierten. Vor allem dem Schiffspersonal ging dieses Lied zu Herzen, handelt es doch vom Leben auf See und den Möglichkeiten, die es eröffnet: Das Überschreiten von Grenzen bei Bier, Wein und „Hip-Hip- Hooray!“ – Gesang, vom Heimbringen großer Schätze – doch auch das Befolgen der Befehle des Kapitäns und die Sorgen der Frauen um ihre Söhne und Männer wird thematisiert. Bei der Bridge sangen die Auswanderer mit: „Only the bravest sail across the ocean….“, und fielen mit der Band und der punkig-rauchigen Stimme des Sängers in den Refrain mit ein. Überhaupt fiel dem Schreiberling auf, dass die Gewichtung bezüglich der bandeigenen Bezeichnung ihres Musikstils mit „Irish Folk Punk“ sehr stark auf „Punk“ liegt.

Mit dem nächsten Lied „The Impeachment“ wurde die Band politisch und klagte scharf das blinde Töten für Öl und Geld von amerikanischer Seite an. Spätestens beim zweiten Refrain konnte die geneigte Zuhörerschaft mitgröhlen – etwas, das gemeinhin gerne auch als „Hoseneffekt“ bezeichnet wird: Der Sänger gröhlt einen eingängigen Text in Ich-Form, die Band wiederholt ihn und beim dritten Mal sind auch alle Anwesenden Verbündete im Gruppengröhlen. Sehr effektiv zum Stimmung machen, allerdings wirkt der Text so schnell parolenhaft.

Die Stimmung wurde wieder positiver als die Band mit sehr dominantem Akkordeon zu „Irish Americans“ anhob. Ja, dieses Lied passte zu den Situationen, die noch auf die Auswanderer an Bord zukommen konnten: Gefühle von Abneigung gegen die katholischen Iren in WASP-America. Doch der ermutigende Text, die freundliche Melodie und der Gedanke an Irland im Herzen ließ die Passagiere munter ihren Pint zum Refrain erheben: „We’re leaving Dublin city…“

Weiter ging es mit „Days of Despair“ – ohne die irische Begleitung und das schön gezupfte Intro entspräche dieses Lied dem astreinen, gehoben- klassischen Deutsch-Punk-Stil – vom Background-Gesang her hätte ich sogar fast auf eine Fülle von „Oi!“s gewartet, wenn ich mich nicht wieder dessen entsinnt hätte, mich hier auf der „Celtanic“ zu befinden. Auf jeden Fall machte der Text seinem Namen alle Ehre, die Stimmung wurde wieder aggressiver – die Bass Drum pochte so laut in meinem Magen, dass ich mir nicht sicher war, ob uns jetzt nicht vielleicht doch ein Eisberg gerammt hatte – oder eher eine Parole…

Nein, denn es ging weiter im Programm – diesmal sogar etwas ruhiger mit einem sanft gefidelten Intro. Hier wurde ich nach so einer Art „Oi!“-Ruf im Background fündig. Und wenn vorher in die westliche Seite politische Kritik ausgeteilt wurde, so sollte im Lied „The Green, White & Orange“ die östliche Seite, „Britain“, nicht verschont bleiben. Die Band blieb bei ihrem atemberaubendend schnellem 4/4-Takt für Irland, die Meute wurde weiterhin zum Tanzen angehalten und irgendwann zog mich ein Ire namens Jack mit in die pogende Masse…. so konnte das Schiff getrost eisbergfrei in Boston einlaufen.

Wer musikalisch gerne auf der Suche nach funkensprühender Kreativität ist und ein ruhigeres Tempo bevorzugt oder textlich nach Lösungen für vage aufgezeigte Probleme sucht, sollte vorher ein paar Pints getrunken haben, um am Album Freude zu finden. Alles in allem sei diese CD jedoch jedem wärmstens ans Herz gelegt, der auf Punkrock mit Celtic-Elementen steht. Diese Lieder sind zum Feiern gedacht!!!

Tracklist:

1. Sailors in the Bay

2. The Impeachment

3. Irish Americans

4. Days of Despair

5. The Green, White & Orange

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