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Dolores O’Riordan ~ No Baggage (2009)

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CoverWer kennt sie nicht; Dolores O’Riordan, seit sie anno 1994 mit den Cranberries und ihrem großen Hit „Zombie“ den einen direkt ins Herz, den anderen mächtig auf die Nerven fiel. Wer kennt sie noch, anno 2009, wenn einem außer Zombie nichts mehr im Ohr klingelt, wenn einem, nach diesem mächtigen Einstand auf der großen Popmusikbühne, die folgenden drei Alben, obwohl sie erfolgreich waren, nicht weiter auffielen und der mentale Lexikoneintrag zum Thema engagierte irische Popmusik allein mit U2 überschrieben ist?

Doch gönnen wir der Sängerin ihren Urlaub vom Big Business und sehen uns einmal an, wer uns hier, 15 Jahre nach dem Hit, gegenüber steht. Denn dass diese Platte stark mit der Person Dolores O`Riordan  verknüpft ist, steht außer Frage.

So lässt sich ihr neuer Lebensmittelpunkt in Kanada feststellen, in dessen weiter Natur sie Ruhe und Raum für Reflexionen fand. Diese stellen Ton und thematischen Schwerpunkt der Platte dar. Sicherlich spielt weiterhin eine Rolle, dass sie inzwischen drei Kindern das Leben schenkte. Deshalb verwundert es nicht, wenn persönliche Bindungen oder die Liebe in ihren Texten häufig angesprochen werden, mag es auch nicht immer offensichtlich sein, ob der Lebenspartner oder Gott gemeint ist. Und so haben auch die Fragen und Feststellungen, das Leben betreffend aus ihrer Erfahrung erzeugt oder als Hinweis an jüngere gleichsam Berechtigung. Die Zeile “You’re older now and there is a lot that you’re not ready for” aus “Fly through” illustriert dies gut.

Insgesamt stellen die Texte dieses Albums vor allem Fragen – dazu passend die Aussage von o`Riordan : „In Teilen ist dieses Album geradezu bekennerhaft und handelt von meinen wahren Gefühlen“  Das könnte dahingehend verstanden werden, dass sie eventuell  auch nicht genau weiß wo es lang geht – dem Zeitgeist entsprechend. Wer möchte es ihr vorwerfen? Inzwischen 38-jährig scheint sich sich ihrer selbst dennoch bewusst zu sein, was sich auf ihren Album auf der einen Seite in der Beschwörung des Augenblicks wie in „Stupid“ oder der Betrachtung eines jüngeren Ichs spiegelt. So singt sie in „Tranquillizer“:

I used to think when I was young
I used to think I was so strong
In all the days I’d never cried
I dunno why, I’d never cried
I’d rather hide

Dennoch weiß sie, dass weiterhin gilt: “ I`m not prepared“

Doch lösen wir uns von der inhaltlichen Ebene. Sieht man sich nach Portraits der begabten Sängerin um, entdeckt man neben einer unsicher und jugendlich wirkenden sehr jungen Frau aus „Zombie“- Zeiten die heutige Dolores, die weiß wie sie wirkt und sich in Szene setzen kann. Diesen Reifungsprozess hört man auch dem Album an. Beim insgesamt siebten Album weiß man was man tut.

So findet nicht nur der Cranberries- Fan vertraute Töne. Wir hören zeitgemäß produzierte Musik aus den 90ern, meistens eher ruhig, an der Grenze zum balladesken, was sich hervorragend mit den Texten kombiniert. Der Folkfan findet eher wenige akustische Momente, dafür ist ihr Gesang, den o`Riordan auch schon bei diversen Gelegenheiten dem Papst im Vatikan vortrug, umso präsenter und dominanter. Das Katholische ist jedoch nicht das einzige was sie mit den irischen Kollegen von U2 verbindet, in den meisten Songs erklingen sphärische verhallte Gitarren in klassischen Arrangements. Die Songs „Skeleton“, „The Journey“ und  „Throw Your Arms Around Me“ sprengen als einzige wirklich den soundästhetischen Rahmen des Albums, sieht man einmal von den träumerischen Orgelklängen in „Fly Through“ ab. Das erstgenannte Stück fegt einem euphorisch rockend um die Ohren und bietet mit der Highwaymetaphorik ein textliches äquivalent; ein willkommen wilder Moment dieser Platte.

„The Journey“ überrascht ein wenig in seiner leicht psychedelischen Art,  was jedoch gut zum transzendenten Unterton des Albums passt. „Throw Your Arms Around Me“ wird im Info als indianisch inspiriert beschrieben, dem lässt sich nicht ohne weiteres folgen, die Ethno-Rhythmen sind jedenfalls auffällig und eine Besonderheit dieses Songs.

Das wirklich eigenständige dieser Platte ist jedoch Dolores Stimme, die stark im Vordergrund steht und die Lieder trägt. Wüst und rau erleben wir sie nicht, jedoch häufig eingesetzt wie ein Instrument, wenn sie sequenzierte Melodien singt oder sich den eigenen Background erschafft, markante Stellen akzentuiert oder, wo es angebracht ist, verträumte Flächen ausbreitend. Wer auf  Irish-Folk steht wird hier sicherlich bedingt auf seine Kosten kommen – für Freunde von Dolores o`Riordan und vor allem ihrer Stimme ist das Album „No Baggage“ auf jeden Fall sehr empfehlenswert.

Trackliste

  1. Switch Off The Moment
  2. Skeleton
  3. It’s You
  4. The Journey
  5. Stupid
  6. Be Careful
  7. Apple of My Eye
  8. Throw Your Arms Around Me
  9. Fly Through
  10. Lunatic
  11. Tranquilizer

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