Emian gehen gedanklich zurück in eine Zeit, als es noch keine Staatsgrenzen gab. Sie entwerfen ein allen seinen verschiedenen Völkerschaften verbundenes Europa, mit vielen kulturellen Einflüssen von Ägypten und Spanien bis Irland und Skandinavien. So ist auf dem aktuellen Album der italienischen Pagan Folk – Band kein Mangel an Abwechslung. Das Quartett füllt satte 75 Minuten mit 17 Titeln sehr unterschiedlicher Länge. Ein reichhaltiges Instrumentarium und Material aus verschiedenen Zeiten spannen einen sehr weiten Bogen. Gegenüber dem Vorgänger Aquaterra, wo der Einfluss von Clannad noch sehr deutlich war, hat der Blick sich jetzt erweitert und der Anteil nachgespielter Lieder abgenommen. Gesungen wird auf Italienisch ebenso wie auf Gälisch oder Finnisch, dazu nehmen die Instrumentaltitel viel Raum ein.
Akustisch steht die keltische Harfe im Mittelpunkt, die flüssig und kompetent gespielt wird. Hinzu treten weitere Saiteninstrumente, darunter Santur (persisches Hackbrett) und Drehleier. Flöten, kraftvolle Perkussion und die beeindruckenden Stimmen entwickeln einen recht archaischen Sound.
Der Titel Khymeia ist von Alchimie abgeleitet. Die musikalische Formel stimmt aber nicht immer. Es fehlt mir bei aller Kompetenz etwas der rote Faden. Die häufigen Wechsel verhindern manchmal, dass ein Lied oder eine Melodie nachhaltig wirken können. Das Booklet enthält die Texte ohne Übersetzung und keine Anmerkungen zu den Titeln. Die Zuhörer werden dafür aufgefordert, ihre Fantasie walten zu lassen. Wenn man diesem Rat folgt, kann man Freude an Emians musikalischer Europareise haben.
Bandfoto und Video: Pellegrino Tarantino