Harpish? Das ist die Sprache der Harfe, eine Sprache ohne Worte, die unmittelbar berührt. Den Namen Harpish hat sich das Duo Stefanie Bieber/Manfred Noll gegeben, die hier ihre erste gemeinsame CD vorlegen. Sie widmen sich in eigenen Worten der „New Celtic Music“. Wer jetzt an soundeffekt-überladenen, synthieunterlegten Folk-Pop denkt, ist auf dem falschen Dampfer. Auf eine mystische Parallelwelt wird verzichtet. Das Album bietet eine erstaunlich vielfältige Instrumentierung, verzichtet aber auf technische Spielereien und lässt den Klang der Instrumente möglichst natürlich rüberkommen. Die beiden erfahrenen Musiker kennen und nutzen ihre Stärken, sind offenbar bestens aufeinander eingespielt und verbreiten eine angenehm entspannte Atmosphäre, in die man gerne für eine knappe Stunde eintaucht.
Geographisch kann man die Musik irgendwo zwischen den Felsen Frankreichs, den Küsten Irlands und den Wäldern Schwedens ansiedeln. Ein Gefühl von Urlaub breitet sich aus. Gespielt werden fast ausschließlich eigene Stücke, die sehr organisch und unprätentiös arrangiert sind. Nur an wenigen Stellen werden traditionelle Melodien verwendet, trotzdem klingen die Tunes, als habe es sie schon vor langer Zeit gegeben. Hin und wieder weist ein Gegenrhythmus oder eine unerwartete Wendung auf die Gegenwart. Harpish stehen tief genug in der Tradition, um sie respektvoll weiterzuentwickeln. Es sind aber auch deutliche Einflüsse aus der klassischen Musik zu hören.
Stefanie Bieber setzt neben der Harfe Holzquerflöte und Whistles ein. Manfred Noll zupft wie bei Celtic Chakra Mandoline oder Bouzouki und steuert auch einen Song bei: Winter is Gone. Das Lied von der erwachenden Natur hat eine übertragene, optimistische Bedeutung, was gut zur Grundstimmung des Albums passt. Im sorgfältig gestalteten Beiheft erfährt man, in welcher Situation ein Stück entstanden ist oder auf welche Geschichte sich ein Titel bezieht.
Die Tempi wechseln innerhalb der Sets, die auch schon mal sieben Minuten dauern können. Nein, das wird nicht so schnell langweilig, denn die Herkunft aus der Tanzmusik bleibt erhalten. Gastmusiker Matthias Eisenbarth steuert sehr gelungene Bodhranparts bei. Neben Jigs und Reels gibt es Hornpipes, Walzer, Polkas oder sogar eine Gavotte. Musik, die einfach angenehm ins Ohr geht und ziemlich zeitlos ist. Ich kenne eine Menge Leute, von denen ich weiß, dass sie die Harpish-Musik sofort mögen würden.
Harpish hätten es verdient, über das Rhein-Main-Gebiet hinaus bekannter zu werden. Für einen Geheimtipp sind sie eigentlich viel zu gut.
Trackliste
- Trying a Mandolin/Lady Birr
- Yxningen/Steamboat Ann I
- Maple Waltz/Cherry Reel I/Weeping Willow/Cherry Reel II
- Walnut Monks/Brenda’s Hornpipe
- Daydreamdiving/Drizzlyday/Sun and Rain/Mirror of the Sky
- Winter is gone
- Green Tea and Marmelade I/Wedding in a Snowstorm/Green Tea and Marmelade II
- Valse de Puy de Dôme/Valse des Tourterelles
- Dunmooran Strand
- Anjou/Glattbach Gavotte/Gavotte
- Glattbach Polkas/ Nils‘ Breakfeast/Get it together
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