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hounds of finn ~ Songs of Men in Boats 1612-2010 (2010)

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Ein Album, dessen Booklet mit einer Widmung für einen verstorbenen Freund aufwartet, hat schon vor dem Hörgenuss einen etwas bedrückenden Beigeschmack. Doch lassen hounds of finn nebst bewegender Worte auch Positives verlauten:

„How we shall laugh at the trouble of parting, when we meet again.“

Der erste Titel eröffnet mit einem ruhigen Intro, in dem das zu erwartende Hauptmotiv in natürlichen Folksound, weder verzerrt noch synthetisiert, einzig von einer voluminösen Gitarre vorgetragen wird. Nach einem Break geht es tanzbar weiter, Mandoline und Fiddle nehmen das Motiv unisono auf und tragen es zu ersten Strophe weiter. Nach langer Zeit habe ich auch mal wieder eine gefällig gemischte Bodhrán gehört – und mich daran erinnert, was ich vor unzähligen, andersartigen CDs an der irischen Kulttrommel so mochte. Den unaufdringlichen, bassig-variierenden Klang, der durch hintergründige Wärme überzeugt. Die Stahlseiten unterstützen trotz eindeutiger Akkorde den Rhythmus, indes sich Fiddle und Mandoline je nach musischer Notwendigkeit streng zurückhalten oder in den Vordergrund rücken. So wird also schon beim ersten Titel klar, dass hier keine Ad-Hoc-Folklore aufgenommen wurde, sondern dass ein quasi-kompositorisches Prinzip die Feder führt, die Intuition und Überraschung in wohlfeiler Eingängigkeit miteinander vereint.
Finn’s Reel / A Fathers Pride setzen diesen Ersteindruck fort. Die Mandoline überzeugt durch technische Raffinesse und astrein ausgespielte Sechszehntel, die den Schrammelfolküberdrüssigen ein seliges Lächeln auf die Lippen zaubern dürfte. Nach einem erneuten Break, in dem die Band oder auch das anwesende Publikum im Hintergrund lauthals anstößt, geht es zügiger weiter. Immer wieder überraschen die vier Musiker (inklusive einer Geigerin) mit aus der Reihe tanzenden Überraschungsakkorden, die einer etwaigen Wiederholungsunlust entgegenwirken.

hounds of finn

Ebenso brillant wie das Mandolinenspiel ist auch das der Violine und der Gitarre. Der dritte Titel lässt genug Raum für solistischen Atem, an dem sich eingangs die Gitarre bedient. So sind neben Melodieläufen immer wieder achtelschnelle Akkordwechsel in das Solo eingearbeitet, das ebenso beiläufig wie schnell vorbei ist. Viel zu schnell! Nachdem also die Gitarre ihr solistisches Intermezzo hingelegt hat, bleiben noch einige Takte für die Violine, di ihrem Vorgänger bzw. –spieler in nichts nachsteht.

Boys of Killybegs schließt mit Studioklatschen und zweistimmigen Gesang, der das gesamte Album durchzieht. Insgesamt ist die Hauptstimme charakteristisch, gleitet jedoch nie in das eigene Übergewicht ab. Der Einsatz der zweiten Stimme erfolgt immer wohldosiert, so dass schlussletztlich auch die Sangesleistung exklusiven Status für sich beanspruchen kann.

Zu hören sind auch sogenannte Klassiker wie Foggy Dew und Hot Asphalt, die in eigener Interpretation den bisher gehörten in nichts nachstehen, insgesamt aber etwas mehr interpretatorischen Freiraum für sich beanspruchen dürften. Aus professioneller Sicht also ein absoluter Leckerbissen, an dem sich ruhig mehr Alben orientieren dürfen. Die Bodhrán zeigt, was trotz der sparsamen Mittel (bspw. im Vergleich zu einem Schlagzeug) möglich ist, variiert in Duktus und Tonhöhe, das Gitarrenspiel zeugt von exzellenter Handwerkskunst und vornehmer Zurückhaltung und Fiddle und Mandoline tun es ihm gleich. Für Freunde des E-Gitarren-Off-Beat-Folks dürfte Songs of Men in Boats nicht die erste Wahl sein, wer aber Lust auf subtilen Charme und unverfälschte Tanzfolklore hat, der ist mit dieser Scheibe bestens beraten.

Trackliste

  1. Arms as Warm as These
  2. Fin’s Reel / A Father’s Pride
  3. Boys of Killybegs
  4. Hot Asphalt
  5. Padyy’s Green Shamrock Shore
  6. Shady Grove
  7. Dixieland
  8. Sunday Papers
  9. Wayfaring Stranger
  10. Foggy Dew
  11. Da Clipe / Paddywagon
  12. South Australia

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