Galahad habe ich als starke Live – Band erlebt, die weiß, wie man ein Publikum packt. Diese Erfahrung schlägt sich offenbar auch auf der kreativen Seite nieder. Die Band aus dem Rheinland legt hier bereits das siebte Studioalbum vor. Alle Titel sind selbst geschrieben; Incredibile Galahad wurde auch selbst produziert. Das Gründungsjahr 1985 legt nahe, dass die Gruppe gradlinig und engagiert ihre eigene Linie verfolgt, was das Album auch bestätigt.
Das Sound – Gerüst bilden drei Instrumentalisten: Paul A. Jost vor allem an der Querflöte, Dieter Horlitz an der E-Gitarre und Ralf Veith an den Keyboards. Drums und Percussion (Oliver Horlitz) unterstützen kraftvoll, wogegen der Bass (Peter Huntenburg) eher zurückhaltend eingesetzt wird. Dazu kommen Martina Aschenbachs Geige sowie zeitweise Mandoline, Bouzouki, Flöte oder als Gast sogar eine Oboe. Sehr stark ist Sängerin Tina Schreiber, die mit ihrer vollen Stimme den Eindruck über weite Strecken prägt.
Die Arrangements und Instrumentals nehmen eine Menge Einflüsse auf, aus Mittelalter und Renaissance einerseits, von Mike Oldfield und natürlich Jethro Tull andererseits. Das ist weder düster noch aggressiv, womit sich Galahad deutlich, wie ich finde angenehm, von vielen erfolgreichen Mittelalter – Rockern absetzen. Jedes Stück ist sehr durchdacht und abwechslungsreich gestaltet.
Die Leute von Galahad wissen, wie man eingängige Melodien schreibt. So wird man als Zuhörer sofort in die Songs hineingezogen. Keyboard, Drums und Gitarre bieten schöne volle Sounds, hübsch auch das Spinett (historisches Tastenistrument). Die kraftvollen Riffs und kontrastieren mit schnellen Soli oder auch einem Wechselspiel der Leitinstrumente. Die Songs auf dem Album ähneln einander zum Teil, aber durch die instrumentale Vielfalt kommt bei sechzehn Titeln keine Langeweile auf.
Erzählt wird von historischen Ereignissen und Legenden wie jener von der Piratin Grace O’Malley. Titelheld ist der junge Galahad, der sich in Britannien als unglaublich („incredibile“) talentierter Flötenspieler erweist. Auch Beziehungs – Erfahrungen werden verarbeitet (Tender Crazy, Go Sit on a Tack), sogar in Märchenform (The Princes and the Frog). Galahad streuen lateinische Verse ein, scheuen sich aber auch nicht, moderne Themen wie Cyberkrieg anzusprechen. Alle Texte sowie einige Anmerkungen sind im Booklet nachzulesen.
Herauszuheben sind die wunderbar gemachten Instrumentaltitel, die sich bestens als Soundtrack zu einem Fantasy – Film eignen würden. Bei Wolkensteins Tanz im Sechsertakt kann man Keltisches assoziieren.
So weit, so gut. Die CD lässt sich gerne öfters hören. Trotzdem habe ich gegrübelt, warum mir bei manchen Songs etwas fehlt. Ich vermute, dass der Gesang beim Songschreiben wie ein weiteres Instrument gedacht wurde. Man hört nicht ein Lied mit Begleitung, sondern eine Stimme, die oft das gleiche zu singen hat, was die Instrumente spielen. Dann kann die Sängerin sich nicht optimal entfalten. Das soll aber niemand davon abzuhalten, sich die Scheibe zuzulegen, denn eingängig sind Songs wie Here We Are To Folk You allemal.
Trackliste
- Here We Are To Folk You
- After Rising Will Be Fall
- Next Step
- Incredibile Galahad
- Malley-O
- Ride To Akkon
- Busy Lizzy
- Tender Crazy
- Back In My Arms
- Wolkensteins Tanz
- Ev’ry Sin
- The Princess And The Frog
- Rookie’s Rondo
- Way To Tara
- Stay Alive
- Go Sit On A Tack
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