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Jordan Reyne ~ Children Of A Factory Nation (2011)

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Whiskeygeschwängerte Atmosphäre, dumpfe und tiefe Klänge, keltisch inspirierte Songwriter-Perlen gesungen von der Neuseeländerin Jordan Reyne. Musik zwischen Industrial und Folk, Steampunk und den Grimm’schen Märchen. Die weibliche Stimme tut den Songs gut. Jordan Reye singt sehr tief, hat aber ein vielseitiges Organ und weiß dieses einzusetzen.

Die Songs hangeln sich entlang der Geschichte einer walisischen Familie zwischen dem späten 19. und  dem frühen 20. Jahrhundert. Endphase Industrialisierung. Was machen alle die Maschinen mit dem Leben einer Familie?

So geht es im ersten Song um Johnny, der zwischen dem Leben auf See und dem Diktat der Maschine auf das bürgerliche Leben hin- und hergerissen ist. Während er seine jüngeren Jahre auf See verbringt, sehnt er sich doch irgendwann nach einem normalen Leben. Also heiratet er, kriegt Kinder, nimmt einen Job in einer Fabrik an … und doch lässt ihn das Meer nicht los. Irgendwann kann er nicht mehr widerstehen, er läuft ins Meer, raus in die Wellen – um zu sterben.

Gleich der nächste Song beschäftigt sich mit seiner zurückgelassenen Ehefrau. Und so begleitet einen die CD durch eine Atmosphäre zwischen Maschinenglut, dem Hämmern von Maschinen, qualmenden Schloten – und zwischendrin immer wieder: Das Meer. Das weite, weite Meer. Unberührt. Bis die Familie dann nach London zieht.

Jordan Reyne setzt diese Ideen erstaunlich gut und passend um. Da sind liebliche Gesänge, zartes Geklimper, sanftes, sphärisches Rauschen. Alles unterlagert von einem tiefem, stampfendem Beat, ausgestattet mit einer zarten Dynamik, die eine höchst bedrohliche Stimmung aufkommen lässt. Da wechseln sich Hufe auf Asphalt, Wellenrauschen, Wind und Hämmer ab. Die Rufe der Arbeiter werden zum Groove. Fantastisch. Ein Gesamtkunstwerk. Einzelne Stücke herauszuheben ist schwer. Ich höre die schweren, düsteren Songs wie Blood on the Sea, London oder vor allem den Quasi-Titeltrack Factory Nation besonders gern, aber die offeneren, poppigeren Songs wie The Arsonist schaffen einen Ausgleich – und lassen nachfolgende Songs viel tiefer stürzen.

Das ist kein depressives Emo-Album. Sondern der Soundtrack düsterer Geschichten einer vergangenen Zeit, die sachte in das Fantasy-Genre, bzw. Steampunk abdriften. Selten eine klarere Kaufempfehlung ausgesprochen. 

Trackliste

  1. Johnny & The Sea
  2. A Women Scorned
  3. Blood On The Sea
  4. A Hard Game
  5. London
  6. Factory Nation
  7. Havenly Creatures
  8. The Arsonist
  9. Wait (I Run Too Slow)
  10. A Healer’s Folly (Live)
  11. Crooked

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