Der „Keltic-Clan“ hat Wort gehalten und die Hagener Stadthalle mit viel Aufwand, Ideen und Idealismus in einen tollen Festivalort verwandelt. Allein schon der 20 Meter breite Bühnenhintergrund sorgte für einen „Wow“- Effekt im Saal des „Glenwater Castle“. Auch das Musikprogramm konnte sich sehen lassen, obschon vom früheren Konzept des „folky Friday“ nicht mehr viel geblieben war.
Mit den Sauerland Pipes and Drums, Scotch4 und Kesh konnte Rick Field zunächst alte Bekannte ansagen. Scotch4 wird bald nicht mehr auftreten können, denn Frontmann Craig Herbertson zieht von Mülheim zurück nach Edinburgh. Mit seinen ebenfalls hochkarätigen Mitstreitern an Fiddle und Bass legten Scotch4 eine unglaubliche Fassung von Dylans All Along The Watchtower hin, inklusive Stepptanz.
Kesh aus Cork haben eine besondere Beziehung zu Hagen, denn ein Teil des „Clans“ besuchte im Winter einen Auftritt der Band in ihrem Heimat-Pub. Seit dem letzten Jahr haben sie einen Banjo-/Mandolinenspieler mit an Bord genommen und rocken weiter kräftig ab, vor allem mit eigenen Arrangements bekannter Stücke. Leider konnte sich der Dudelsack nicht gut im Gesamtmix behaupten.
Höhepunkt des Abends waren für mich Coast (Foto ganz oben) mit ihrem großartigen Frontmann Paul Eastham. Die Band hat sich mit Spielfreude, Bühnenpräsenz und starken Songs international einen guten Ruf erarbeitet. Der erstklassige Sound und schöne Lichteffekte kamen hier besonders gut zur Geltung. Coast zeigten sich sehr flexibel: der Bassist brachte ein tolles akustisches Gitarrensolo, und Paul Eastman setzte sich ans Keyboard oder holte seine Tinwhistle hervor. Mit Schlagzeug plus Congas fehlte es nicht an rhythmischem Druck, und die eingängigen Songs hätten auch ein Mainstream-Publikum angesprochen.
Zwei Jahre nach ihrer Gründung erlebte die Graham Brown Band ihre erfolgreiche Deutschland-Premiere und konnte ihr neues, zweites Album mit zahlreichen eigenen Stücken präsentieren. Die Gruppe ist nach dem Bassisten benannt, der teils noch sehr junge Leute um sich geschart hat. Das „keltische“ Element wurde von Dudelsack/Akkordeon vertreten. Frontmann Kieran bewies, etwa bei Caledonia, eine große Stimme und ging gut auf das Publikum ein.
Der Lone Piper Andre Maske hatte statt der Burgmauer diesmal die Empore erklommen, um gegen Eins den Zapfenstreich blasen.
Zu später Stunde waren die Fans zur Bühne vorgerückt und der Knackpunkt wurde zunehmend deutlicher: Die Besucherzahlen waren am Freitag stark unter den Erwartungen geblieben. Auch wenn die Leute am Schloss in Hohenlimburg über Regenwetter, Dixi-Klos und Warten auf den Shuttlebus gejammert haben – offensichtlich wollten sie es genau so haben. Die Musik scheint bei der Entscheidung für einen Festivalbesuch oft nicht die entscheidende Rolle zu spielen, sondern die Aussicht auf ein Event mit geselligen Stunden in schönem Ambiente. Dass so etwas in Hagen auch mit Parkplatz, WCs und in der City zu haben ist, muss sich erst noch herumsprechen.
Aber es kommt ja noch ein zweiter Tag…