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Mànran ~ The Test (2013)

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MAN03Tolle schottische Folk-Rock-Band mit sechs Buchstaben? Die spontane Antwort wird „Run Rig“ lauten, aber das könnte sich allmählich ändern. Bereits jetzt kann ich sagen, dass meine Entdeckung des Jahres mit ziemlicher Sicherheit „Mànran“ heißen wird.

Das Sextett ist drei Jahre jung und wurde in seiner Heimat für die erste CD reihenweise mit prestigeträchtigen Preisen ausgezeichnet. Die Band nennt neben traditioneller schottischer Musik Rock, Funk und Jazz als Einflüsse, aber auch Pop spielt eine Rolle. Mànran kombinieren die eher ernsthaft wirkenden Instrumentaltitel mit eingängigen Songs, deren Arrangements durchaus auf den Mainstream zielen. Was aber glücklicherweise fehlt, ist das Pathos, das mir die andere Band mit den sechs Buchstaben etwas verleidet.

Die Besetzung:

Norrie MacIver (vocals, guitar)
Gary Innes (accordion, keyboard)
Ewen Henderson (fiddle, highland pipes, whistle, vocals)
Ryan Murphy (uilleann pipes, wooden flute)
Ross Saunders (bass guitar, vocals)
Scott MacKay (drums, percussion)
als Gast Phil Cunningham (keyboards, cittern).

Das Projekt „Top 40 – Single“ war nur teilweise erfolgreich: Latha Math brachte es 2011 auf Platz sechs der schottischen und der Indie – Charts. Die Ziele sind also hoch gesteckt. Das zweite Album hat die Band mit ihrem Technikteam als die Herausforderung gesehen, den knackigen, raueren Sound der live – Auftritte unter Studiobedingungen einzufangen.  Mit Phil Cunningham, der sich als Mitglied der legendären Silly Wizard einen Namen machte, hat die Band offenbar den richtigen Produzenten gefunden.

 Das Material ist stark in der Tradition verwurzelt, aber zum großen Teil neu bzw. selbst geschrieben. Diesmal ist mit Tillidh Mi ein Runrig – Cover dabei, einer der hittauglichen Songs mit Hang zum Hymnischen, zu denen auch The Test, Tamhasg  und The Fishing Boat zählen. Die Songs erzählen öfter von Abschied oder Trennung, was zur herbstlichen Atmosphäre passt.
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Mànran haben die deutliche eigene Handschrift des ersten Albums bewahrt und ihr Rezept nicht grundlegend geändert. Wie die Besetzung nahelegt, gibt es eine Menge Tunesets, die auch mal sieben Minuten dauern. Daher ist bereits nach zehn Titeln eine volle CD-Länge erreicht. Mit den typischen umgekehrten Punktierungen von Akkordeon und Fiddle weiß man nach den ersten Takten, dass man es mit einer schottischen Band zu tun hat. Allerdings ist der irische Einfluss in Glasgow ohnehin gegeben und wurde mit Ryan Murphy, einem siebenfachen Landesmeister an den Uilleann Pipes, gezielt gestärkt. Bei uns war er mit Cara zu hören. Die anderen Mitglieder haben vorher in namhaften schottischen Formationen gespielt und teils Musik studiert. Auch der heimatliche Einfluss spielt eine Rolle: Sänger Norrie stammt von der Insel Lewis (Äußere Hebriden), kein Wunder, dass er in der gälischen Sprache zu Hause ist.  

Der erste Track braucht fünf Minuten, bis die Musik Betriebstemperatur erreicht hat und der Sänger in ein rasantes Stück Mouth Music, eine Art Scat-Gesang, übergeht.  Vokales  und Instrumentales lässt sich nicht immer trennen. Bei beidem kombinieren Manran eingängige Melodien und Power, so dass The Test bis zum letzten Ton die Spannung halten kann.

Die Wiederholungen einer Leitmelodie weiß die Band auf vielerlei Arten zu variieren. Langsamen Melodiebögen werden doppelt so schnelle unterlegt, die wie auf wundersame Weise harmonieren. Tempoverschiebungen und Breaks werden effektvoll eingesetzt, ungewöhnliche Halbtonschritte brechen aus dem Tonartraster aus. Bass und Schlagzeug agieren neben einer präzisen akustischen Rhythmusgitarre druckvoll und gleichzeitig mit einer unglaublichen Vielseitigkeit. Die irischen Pipes oder eine Flöte prägen mit Akkordeon und Fiddle den Sound. Gefällige Klänge vom Piano umrahmen einige Songs.  Die Highland Pipes sind nur als Ausnahme zu hören. Überraschende Kombinationen lassen die Instrumentalisten kurz einzeln hervortreten. Alles zusammen hat nicht nur Club- sondern Stadiontauglichkeit.

Wer an dieser Mischung Gefallen findet, sollte am besten gleich beide vorhandenen Alben erwerben, denn ich vermag nicht zu entscheiden, welches das bessere ist. Vielleicht hat das Debüt eine Spur mehr Unbekümmertheit, aber die Stärken in Materialauswahl, Besetzung und Arrangements sind gleich geblieben.

Die Ausstattung des Albums ist etwas spärlich. Es gibt kein Booklet, für Infos über die einzelnenTitel oder Musiker muss man die Webseite besuchen. Auch die Länge der Tracks fehlt.

Mànran werden übrigens Runrig bei deren 40-jährigem Jubiläumskonzert am 10. August in den Highlands supporten. Spätestens dann wird ihr Name international ein Begriff sein. In Deutschland sind Mànran erstmals beim F60 Festival am 15. Juni zu sehen.

Trackliste

  1. MSR: The Homecoming March / Dill O Odilum / Thoir A Nall Ailein
  2. Tamhasg (Shadow)
  3. Dheanainn Sugradh ( I Would Sport With The Black-Haired Girl)
  4. 10k Tattie: 10k Tattie / Fechin Inn / The Road To Apeldoorn 
  5. Maria: Maria / Kerlou 
  6. The Test 
  7. Jigs: Andy Mackinnon’s / The Rutland Jig / Trip To Aviles / I Have It Somewhere 
  8. Tillidh Mi (I’ll Return)
  9. The Fishing Boat
  10.  Overtime: Tynes In Overtime / Ward Allen’s / John Smeaton / Smelling Fresh

 

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