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Mc Dermott’s 2 Hours vs Levellers vs Oysterband – Besieged (2019)

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Eine lange Band-Bezeichnung, die trotzdem den wichtigsten Namen nicht enthält: Nick Burbridge. Erstmals seit 2007 bringt der Schriftsteller und Dramatiker mit seiner Band Mc Dermott’s 2 Hours wieder ein neues Album heraus.

Burbridge (Jg. 1954) ist wohl der am meisten unterschätzte Songwriter im britischen Folk-Rock. Allenfalls Leute, die sich für die Levellers interessieren, wissen, dass McDermott’s 2 Hours maßgeblichen Einfluss auf die ungleich bekanntere Band hatten. Nach drei gemeinsamen Alben wundert es nicht, dass Besieged wieder auf dem Label der Levellers erschienen ist.

Neben Burbridge vertreten Ben Paley und Tim Cotterell die McDermott’s 2 Hours, die übrigens nach einer Radiosendung benannt sind. Von den Levellers sind Simon Friend und Jeremy Cunningham dabei, von der Oysterband Dil Davies and Al Scott. Letzterer hat auch produziert. Dazu kommen weitere Gäste.

Burbridge vertritt die These, dass es allemal wirksamer ist, eine Geschichte zu erzählen, als Schimpftiraden loszulassen. Er entwirft bildreiche Szenarien wie in einer Kurzgeschichte oder einem Theaterstück, die er als Sänger sehr engagiert und druckvoll präsentiert.

Die Texte haben eine sprachliche Qualität und Schärfe, die ihresgleichen sucht. Wer Mike Scott (Waterboys) oder Shane MacGowan (Pogues)  als Vergleich heranzieht, hat nicht zu hoch gegriffen.

Die Themen haben es in sich; das Entsetzen über Gewalt scheint ein Antrieb zu sein, direkte und strukturelle. Von Drogensucht ist die Rede, von Missbrauch, Mord, Kriegen von den Kreuzzügen bis zum Nordirlandkonflikt. Auch Religion spielt eine Rolle. Der äußeren Gewalt stehen die inneren Dämonen gegenüber. Auch sie fordern harte Kämpfe ab. This Child oder All in your Name drücken den gleichen ehrlichen Zorn aus wie Bob Dylans Hurricane. Dennoch vermitteln das erste wie das letzte Stück die Aussicht auf Hoffnung.

Eine gradlinige, prägnante Fiddle (Ben Paley) verbindet die zwölf Stücke und kann als folkige Verbindung zu den irischen Wurzeln, vielleicht zur Vergangenheit überhaupt, gesehen werden. Dazu haben die längeren Balladen etwas vom amerikanischen Talking Blues. 

Es gibt aber keinen durchgängigen Bandsound. Vom wuchtigen Rock des Firebird bis zum kammermusikalisch anmutenden Ausklang The Ring ist die Instrumentierung gut an die unterschiedlichen Stimmungen angepasst. 

Besieged ist ein starkes künstlerischen Statement, das einen durch hohe Intensität in seinen Bann zieht. Das voraussichtlich letzte Werk der 1986 in Brighton entstandenen Band regt hoffentlich viele dazu an, sich mit den früheren Werken von McDermott’s 2 Hours zu beschäftigen. Ein klarer Kandidat für das Album des Jahres.

Alle Titel von Besieged  sind auch auf Youtube zu finden.- Ich würde der CD den Vorzug vor dem Download geben, da das Cover alle Texte enthält.

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