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Metsatöll ~ Curse upon Iron (2007)

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Metsatöll - Curse Upon Iron 2007 Cover„See you on the Battlefield, damn!“

Ich hatte ja keine Ahnung, dass die CD, die ich in meinem Briefkasten vorfand, ein großes Stück estnischer Kultur ist – gleichsam der Vergangenheit als auch der Gegenwart. Mein erster Gedanke beim Lauschen des Werkes war nämlich schlicht der Folgende: „Was soll denn das bitte sein?“

Mit Kantele und Torupill

Die Rede ist vom Album „Curse upon Iron“ der estnischen Band Metsatöll, das mit einer DVD im Doppelpack kommt. Der Grund: Die CD ist ein Live-Album, das an einem lauen Sommerabend 2006 in irgendeiner estnischen Ruine – wo bleibt leider im Dunkeln – vor einem durchmischten Publikum eingespielt wurde: Teenager und Rentner, Headbanger und rosa T-shirts. Man könnte sich jetzt fragen, wie es zu dieser besonderen Mischung kommt. Nun: Die Band wird vom einzigen mit einem Grammy ausgezeichneten Vollzeit-Chor der Welt unterstützt, dem estnischen National-Männerchor. Vierundfünzig Männer im schwarzen Anzug und mit Fliege musizieren zusammen mit fünf Metalheads, die sich neben dem typischen Metalequipment zusätzlich diverser traditioneller estnischer Instrumente bedienen. So kommt neben verschiedenen Flöten auch die sieben-saitige Kantele zum Zug, eines der ältesten estnischen Instrumente überhaupt. Oder der beinahe vergessene traditionelle Dudelsack, der Torupill. Die kulturelle Mischung auf der Bühne spiegelt sich daher im Publikum wieder.

Aus Eisenbarren gewachsen…

Doch auch was aufgeführt wird, ist in Estland wohl bekannt: „Raua needmine“ oder „Curse upon Iron“ ist ein 1972 für einen Chor komponiertes Stück, dass sich inhaltlich überwiegend am finnischen Epos des Kalevala orientiert. Das Original des Komponisten Veljo Tormis wurde von seinem jüngeren Kollegen Tauno Aints für das Gemeinschaftsprojekt des estnischen Nationalmännerchors und Metsatöll neu arrangiert. Das Ergebnis dessen klingt für das unerfahrene Gehör zunächst wie Wikie’s starke Männer beim Einstimmen auf die nächste Schlacht: Viele tapfere Kämpfer mit gehörnten Helmen singen lauthals aus dem Bauch heraus, um sich Mut zu machen – oder ihre Götter zu beschwören. Ganz abwegig ist dieser Eindruck nicht, wird Metsatöll doch gerne in die Spate „Viking-Metal“ geschoben, der sich inhaltlich überwiegend mit nordischem Sagengut befasse (natürlich streng abgegrenzt vom Celtic Metal, der sich auf „keltisches“ Kulturgut beriefe). Auch textlich handelt „Curse Upon Iron“ von Helden, Kriegern, Seemännern, Gott und den Göttern, dem Eisen der Schwerter, Blut und Zaubersprüchen. Noch mysteriöser als es ohnehin schon klingt, macht die ganze Sache noch, dass auf estnisch gesungen wird. Glücklicherweise kann man die Texte im Booklet nachlesen – doch so wird eine geradezu sakral-dramatische Stimmung hervorgerufen, die mitreißt. Man würde ja zu gerne mit einstimmen, wenn in „Merepojad“ („Sons of the Sea“) ein Solist gemeinsam mit dem Chor aus voller Brust in etwa Folgendes singt:

„We are the men from the sea
Born from the winds of storm
We are the men from poisoned blades
Grown from iron ingots!“

Schön ist, dass sowohl der Chor inklusive einiger Solisten, als auch die Band mal zugunsten des anderen im Hintergrund spielen. So gestaltet sich das Album sehr abwechslungsreich. Das Spektrum reicht von meditativem Musizieren bis hin zu donnerndem Metal, unschuldigem Blockflötenspiel zu quirrligem Getröte des Dudelsacks, opernreifer Soloeinlagen und kollektivem Sprechgesang. Jedes Instrument kommt zu seinem Ruhm, ja, wird regelrecht zelebriert (selbst die Percussion-Sektion kann mit Gongs und Röhrenglocken aufwarten) bis sie wieder mit dem gewaltigen Chor zu einer großen Einheit zusammenfinden. Musikalisch ist das Album also auf sehr hohem Niveau anzusiedeln – bis auf das alte Übel des Zusammenspiels der gewöhnlichen Blockflöte mit Saiteninstrumenten: Manchmal klingt die Holzflöte leicht verstimmt. Was dem Können der Musiker nicht anzukreiden ist. Der mitteleuropäische Hörer sollte sich jedoch seine Zeit nehmen, um an dieser ungewohnten estnischen Klangkombination Freude zu finden. Wer jedoch schon von vorneherein keinen Gefallen an Tenorstimmen und Metal findet, der sollte sich tunlichst von „Curse upon Iron“ fern halten. Kultivierten Headbangern sei dieses Album aber ganz heiß empfohlen – Estland mal anders!

Tracklist CD:

1. Intro /2. Sons of the Sea/ 3. Men’s Song/ 4. The Giant-Hero of Ösel/ 5. Litany to Thunder/ 6. Serf’s Song / 7. My Sacred Grove/ 8. Wolfrage / 9. An Aboriginal Song / 10. God, Protect Us From War / 11. I Cannot Find My Song / 12. See You on the Battlefiel, Damn! / 13. Woodwrath 2 / 14. Curse Upon Iron / 15. Charm Against Snakes

Homepage der Band:

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