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Mr. Irish Bastard – The Desire For Revenge (2018)

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Das Jahr ist noch keine zwei Monate alt und schon rumort es kräftig in der deutschen Celtic-Punk Szene. Denn eins seiner Zugpferde bringt mit „The Desire for Revenge“ ihr fünftes Studioalbum raus. Manch einer hat es sich schon gedacht, es handelt sich um Mr. Irish Bastard. Und um den Rahmen mal abzustecken: die Münsteraner liefern zwölf neue Songs. Davon stammen elf aus der Feder von Chris Lennon und eins ist ein klassisches Pop-Cover. Der Kern der Band hat sich nicht geändert, aber bei den Travelling Bastards hat es Veränderungen gegeben. So spielt jetzt Hatey Katey die Tin Whistle und mit den Damen Laura Zimmermann und Mona Kaczmarczyk stehen jetzt wahlweise zwei Damen an der Geige. Grundsätzlich haben die Veränderungen dem Sound der Bastards gut getan, denn er ist abwechslungsreicher geworden und die Batería trümmert sich auch nicht mehr auf die gleiche Art und Weise durch jedes Stück. Zwischendrin kommen auch mal musikalisch ruhigere Töne zum Zug.

Allerdings starten die Bastards mit „Black Eye Friday“ in gewohnt powervoller Manier. Das Schlagzeug gibt das Tempo vor und darüber entfalten sich Tin Whistle, Geige und Banjo. Textlich geht es um innere Zerrissenheit und Alkohol. Da darf natürlich auch ein Gang-Chorus nicht fehlen. Die musikalische Stimmung wird dann auch in „Oliver Cromwell´s Head“ aufgegriffen und erfährt ihren ersten Bruch erst mit „Darlinka“, einer Ska-Polka mit feucht-dramatischer Aussage. Ein wahrer Hit im Kinderzimmer! Wie gut, das Englisch im Lehrplan meiner Kinder erst noch kommt. 

Als ob die Bastards ihren Zuhörern eine Pause gönnen wollten, servieren sie mit „Poor Irish Billy“ ihre erste Ballade. Eine tragische Boxer-Geschichte und genauso dramatisch vorgetragen, wie sie sich abgespielt hat (mit künstlerischer Freiheit natürlich). Ich habe jetzt nicht alle früheren Veröffentlichungen noch mal genau studiert, aber langsam ist der Bastards Handwerk nicht. Um so erfreulicher, das „Poor Irish Billy“ so gut funktioniert. 

Neben den eher ruhigen Tönen gibt es aber noch eine zweite Veränderung im Sound der Bastards, der sich, aus meiner Sicht glücklicherweise, nur auf wenige Songs beschränkt: Zeitweise klingen Chorus oder Bridge wie fürs Radio gemacht. Die Texte sind dann weniger erzählend, sondern mit mehr Pathos aufgeladen und auch ein wenig allgemeingültiger. Besonders gut zu hören in „Phoenix“ und im „Soundtrack of my Life“. Das könnte man wohl als die Dunkle Seite der durchaus positiven Veränderung sehen. Allerdings kann unsereins diese Songs eben gut weiterskippen.

„Mike Malloy“ erzählt eine weitere wahre Geschichte. Diese handelt von dem Mord an dem Trinker Mike Malloy, der fünf Anschläge überlebte. Dennoch brachte der erfolgreiche sechste den Verschwörern nicht das erhoffte Glück und sie wurden im Gefängnis hingerichtet. Lennon bringt dies in schöner Storytellermanier. Und damit nichts von der Geschichte ablenkt, ist die Instrumentierung eher knapp gehalten. Dazu kommt dann ein Gangchorus für die einfach gehaltene Hook und die anschließende Bridge mit Tin Whistle und Akkordeon. Wunderbar!

Abschließend sei noch erwähnt, das sich auch die Bastards zu einem Cover haben hinreissen lassen: Cindy Laupers „Time After Time“ und ich muss gestehen, ich bin ein wenig hin und her gerissen. Der Song ist gut, kein Wunder, ist er doch ein Welthit. Und die Präsentation im Celtic-Look ist witzig, aber wenig überraschend. Die Band selbst hat im Promotext geschrieben, „Selbstverständlich bedienen MR. IRISH BASTARD auf „The Desire For Revenge“ nicht die Unsitte, einen Chart-Hit im Folk-Punk-Stil zu spielen“. Hm, muss ein Insider sein? Aber schließlich sind sie nicht die einzigen Celtic-Bands, die in den letzten zwölf Monaten ziemlich offensichtliche Cover auf ihre Studioalben gepackt haben (höre z.B. Fiddlers, Paddyhats). Lässt sich da ein Trend feststellen? Versucht sich die Szene für ein breiteres Publikum zu öffnen? Diese Bewertung überlasse ich euch, allerdings würde ich mir doch lieber selbstgeschriebene Songs wünschen. Und davon gibt es auf „The Desire for Revenge“ satt.

Für mich ist die Platte überwiegend sehr hörenswert und da ich nicht das berühmte Maß aller Dinge bin, empfehle ich euch dringend die Platte auszuchecken und euch ein eigenes Urteil zu bilden. Für mich ist „The Desire for Revenge“ die bisher stärkste Mr. Irish Bastard Veröffentlichung. 

Alles was euch die Band noch wissen lassen möchte, findet ihr hier.

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