Muirsheen Durkin & Friends haben es geschafft! Sie haben „11 Pints & 3 Shots“ veröffentlicht und haben dafür nach „Last Order“ ganze sechs Jahre gebraucht – wenn man den Platzhalter „Drink with the Irish“ beiseite lässt. Allerdings gibt es kaum eine deutsche Folk-Punk-Band, die sich so kontinuierlich entwickelt, wie Muirsheen Durkin.
Muirsheen Durkin habe ich Ende 2012 das erste mal live gesehen und war begeistert. Damals spielten sie nur Songs, die man schon von anderen kannte. Allerdings bewiesen sie ein gutes Händchen beim „Diggin´in the Crates“ und präsentierten eher unbekanntere Stücke. Kurz darauf führte ich ein Interview mit Lanze und fragte ihn, wann denn eine musikalisch so kompetente Band endlich mit eigenen Kompositionen aufwarten würde. Die Antwort war zögerlich, aber er signalisierte schon damals, dass eine Entwicklung dahin angepeilt sei. Jetzt rückblickend ist mir klar, dass die Band noch nicht fertig geformt war. Es gab einige Umbesetzungen und Ergänzungen und mit Michi und Mine kamen zwei Musiker hinzu, die die Möglichkeiten der Band stark vergrößert haben. Auch sollten an dieser Stelle die beiden Piper Andre und Simon erwähnt werden, die nicht nur live das Programm kräftig aufmöbeln.
So ist „11 Pints & 3 Shots“ eine konsequente Weiterentwicklung von the „Last Order“ und – endlich- finden sich hier die ersten eigenen Stücke wider. Es sind zwar nicht viele, aber dafür passen sie auch von der Melodie in das Programm von MD und das ist gut. Denn oft fällt die Melodik der eigenen Kreativität zum Opfer (Siehe z.B. 2. Album Porters), was eben zeigt, warum Evergreens sind was sie sind. Diesen Fehler machen Muirsheen Durkin nicht. Also gibt es weniger Eigenkompositionen, diese sind dann aber ausgereift. Und so beginnt „11 Pints & 3 Shots“ mit „Another Drunken Night“. Ein Song über die „heroische“ Leistung der Pintvernichtung. Ein guter Einstieg mit der vollen Instrumentierung, einer schönen akkordeongetragenen Bridge und dem klassischen Gangchorus. Das druckvolle Humpta-Humpta Schlagzeug, schlägt dann auch die Brücke zur nächsten Eigenkomposition: „One Whiskey“. Glaubt jetzt aber nicht, die Lieder wären nach dem immer gleichen 08/15-Prinzip gestrickt. Denn hier überwiegt die Tin Whistle und erinnert so an etwas schnellere Pogues. Dann kommen erstmal ein paar Cover mit Muirsheen Durkin Handschschrift, was eben konsequent an die erste Platte anschließt. Ich mag die „Donald where`s your Troosers“ Interpretation, da ich bisher eher brave oder folkige Varianten gewöhnt war. Außerdem kommt hier Sonjas dunkle Stimme voll zum tragen, was mich immer mit Freude erfüllt.
„Land of the 1000 Mountains“ schickt sich an, die neue Sauerland-Hymne zu werden. Okay, der Text ist nicht populär genug, aber er bietet dem einen oder anderem Sauerländer genug Möglichkeiten zur Identifikation. Besonders hervor gehoben sei Michas Spiel am Banjo- ein wirklich stimmungsvolles Intro, welches perfekt auf den schnellen Hauptteil vorbereitet. FM lassen grüßen! Wer übrigens noch nach einem Beispiel für die Vielseitigkeit sucht, sollte sich den kurzen Vocalwechsel anschauen. Das gilt übrigens auch für „Botany Bay“ und die dunkle Seite der Macht oder sollte ich sagen die ungeliebte Zwillingsschwester? Denn zum Schluss der Platte gibt es noch eine Reggaevariante von „Botany Bay“ und als ich das gelesen habe, habe ich mich darauf gefreut. Ich war gespannt und hier kommt mein erster ungeschönter Eindruck: Der Song beginnt mit dem üblichen Off-Beat, ach nee, eigentlich kommt hier ein „Ya Man, go to Jamaica“ und dann gehts los. Mehr Stereotype habe ich selten in fünf Worten mitschwingen hören. Aber jetzt beginnt der Song. Die Instrumentierung ist eher einfach gehalten und Mine beginnt mit einer soliden Gesangsleistung – allerdings steigert sie sich immer mehr hinein. Wäre sie Schauspielerin, dann würde man von Overacting sprechen und Mac Rünkers offensichtliche Adlips machen das ganze auch nicht besser. Auf das Bonggeblubber möchte ich gar nicht weiter eingehen.
Dann habe ich mit Lanze telefoniert und er hat mir erklärt, wie die Reggaeversion entstanden ist. Es handelt sich dabei um eine spontane Proberaumaufnahme, die allen beteiligten großen Spass gemacht hat. Unter diesem Gesichtspunkt funktioniert „Botany Bay“ wesentlich besser. Vielleicht nehmen Muirsheen Durkin diesen Ansatz der groben Skizze auf und verfolgen ihn professioneller. Denn in einem Punkt muss ich Lanze widersprechen: Reggae war schon immer ein Teil im Celtic Punk. Da braucht man gar nicht auf die California Celts schauen, das findet man auch schon auf den ersten Fiddler´s Green Alben.
„Muirsheen Durkin“ setzen mit „11 Pints & 3 Shots“ ihre positive Entwicklung fort. Dabei haben sie ihren eigenen melodischen Celtic-Punk gefunden, der sich manchmal wie eine konsequente Weiterentwicklung der goldenen Pogues-Era anhört. Dieses Album ist für jeden Celtic-Punk- Fan Pflicht. Das hier ist eine eindeutige Kaufempfehlung!