In der Welt von Ninebarrow scheinen Maschinen noch nicht erfunden zu sein. Dafür gibt es Wilderer, Feen, Heimat und den Einklang mit der Natur. Jon Whitley und Jay Labouchardiere betören mit hohen Stimmen und schmelzenden Harmonien wie Simon und Garfunkel in ihren jungen Jahren. Das Duo aus Dorset bietet, was viele an dieser Art von Folk schätzen: ein ungehemmtes Bekenntnis zur Schönheit und eine klar überschaubare, im Gestern angelegte Vorstellungswelt.
Ninebarrow spielen seit 2012 zusammen, seit 2016 professionell.
Die englischen Medien haben sich schon bei den ersten beiden CDs und den Festivalauftritten mit Lobeshymnen überschlagen. Bei The Waters & The Wild wird sich dies wiederholen.
Die Lieder sind überwiegend selbst geschrieben, aber stark an traditionellen Vorbildern und hohen literarischen Standards orientiert. Die Beiden begleiten sich meist auf einer Art Laute und einer Tisch-Orgel, was archaisch wirkt. GastmusikerInnen mit Stimmen, Streichern und Perkussion ergänzen perfekt, so dass die elf Titel wie aus einem Guss wirken. Wie Seth Lakeman können Ninebarrow mit sparsamen Mitteln Spannung erzeugen, etwa bei Halsewell, der Geschichte eines im Sturm gesunkenen Großseglers.
So rückwärtsgewandt, wie es zunächst scheint, sind Ninebarrow nicht: Die Bezüge zur Gegenwart sind verborgen, aber vorhanden, und werden im begleitenden Songbook benannt. Thirteen Turns zieht eine Linie von der Hexenverfolgung zu rassistischer Gewalt in Brexit-Zeiten: ausgegrenzt wird das vermeintlich Andere. Das Titelstück bezieht sich auf W.B. Yeats, aber auch auf das berühmte Foto eines im Mittelmeer ertrunkenen syrischen Kindes.
Ninebarrow sind die akustische Antithese zu Rock und Punk. Damit dienen sie der Selbstvergewisserung in unsicheren Zeiten und werden auch deswegen in England weiter wachsenden Erfolg haben.