North Sea Gas aus Edinburgh begehen 2020 schon ihr 40-jähriges Bestehen und haben in Deutschland durch viele Konzerte das musikalische Schottland-Bild mitgeprägt – und das ganz ohne Dudelsack oder Gälisch.
Auch in Streaming-Zeiten halten NSG an der Gewohnheit fest, etwa alle zwei Jahre eine neue CD aufzunehmen. Hearth & Homeland setzt also eine lange Reihe von Alben fort, die mit der ersten LP 1984 begann.
Gegenüber dem Live-Konzert fällt auf, dass der Sound wesentlich differenzierter ist. Die Stimmen der beiden Leadsänger sind deutlicher zu unterscheiden, die Instrumente klarer und die Balance ausgewogener. Dave Gilfillan, Ronnie MacDonald und Grant Simpson lassen ihre Stimmen im klassischen Sinne „schön“ klingen. Die Saiteninstrumente erinnern an den Stil des Folk-Revivals der 70er-Jahre, ohne sich vordergründig als schottisch darzustellen.
Die traditionellen Songs haben den größten Anteil. Zwei Lieder über Bonnie Prince Charlie am Anfang und Ende bilden die Klammer. The Rigs of Rye, Blow Ye Winds of Morning oder The Water is Wide gehören ebenso in die Kategorie der romantischen, heimatverbundenen Lieder. Ein Set mit selbst geschriebenen Fiddletunes ergänzt die 11 Songs.
Der Blick ist aber nicht nur rückwärts gerichtet. Coming Home lässt sich als Willkommen für die Nachfahren der schottischen Auswanderer lesen, aber auch für Immigranten, die im Norden der britischen Insel eine bessere Zukunft suchen. Beißend sarkastisch ist Rough Justice. Es legt den sadistischen Kern der Forderungen nach brutalen Strafen für junge Gesetzesbrecher bloß, wie es sie überall im Netz zu lesen gibt.
Das Beiheft zur CD enthält alle Texte sowie Anmerkungen zu den Songs. Die CD wird am 2.8. veröffentlicht, ist aber bei den Konzerten der gegenwärtigen Tour schon erhältlich.