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NumbSkull Puppets – The Early Years (2007)

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Cover NumbSkull Puppets - The Early YearsNur selten hat man das Vergnügen, einem Text zu lauschen, bei dem der aufmerksame Hörer sofort denkt: Dieser Text hat der Welt gefehlt! Und: Endlich jemand, der den Sinn, bzw. Unsinn der maskulinen Emanzipationsbewegung bezüglich des genormten Modegeschmacks in Frage stellt. Wer dieses Meisterstück zustande bringt? Die NumbSkull Puppets aus Berlin!

One Year Old Scotch Rock

Die Reise beginnt ganz chillig auf keltische Art. Ein Dudelsack bestreitet das Intro in Einsamkeit, bis der Bass sich zögerlich andeutet, geht in einen lockeren Ska über, der schneller wird… und dann schmettert der Punkrock durch. „Breaking Through“, das erste Lied auf der ersten CD der NumbSkull Puppets, bricht nicht nur textlich mit dem gefühlten Winter, sondern auch einige Male im Laufe des Liedes mit den Grenzen der Musikstile, mit dem Tempo und den Tonarten.

„Here We Go!“ beschreibt den Abschied aus dem Alltag, um eine Piratenkarriere mit Sang und Trank anzugehen. Dumm nur, dass auf hoher See keiner der ehemaligen Landratten die Nussschale steuern kann… aber solcherlei Sorgen lassen sich, ganz nach Art der Piraten, mit Rum bekämpfen. Schöner, spannender Traum vom freien Seefahrerleben!
Und diese Phantasie lädt zum gemeinschaftlichen Mitträumen und Gröhlen ein: Seemanns-Background beim Refrain, eine Bridge zum Mitsingen („What Shall We Do With a Drunken Sailor?“), ein Drive in der Musik, der dazu animiert, seine Leute zu schnappen und mitzutanzen. Live ist dieses Lied sicherlich ein Hammer. Schade, dass im Refrain die Stimme, die von rechts „Here we…..“ schreit, bevor sie verstummt, einen eher erschreckt, wenn man die CD über einen Kopfhörer hört.

Mein absoluter Favorit ist jedoch „Mr. Pinky“: Danke Phil, dieses Lied hat die Welt gebraucht! Ein eindeutiges Statement gegen schweinchen-farbene Hemden an gut-gebauten Männerkörpern. Ausgiebig werden auch die Gründe eines solchen Verhaltens analysiert und unwillkürlich macht sich beim Hörer ein breites Grinsen breit: Ja, wie wahr, wie wahr! Diese Stimme, die so viel Leidenschaft in ihren Barbie-Farben-Blues legt, spricht aus, was so viele schon dachten. Unterstützt wird sie noch von einer frechen Tin-Whistle-Stimme. Eignet sich prima, um laut mitzusingen und den Mr. Pinky-Frust mal richtig los zu werden!

Mit „Nancy Whisky“ (man achte auf die schottische Schreibung!) folgt ein schottisches Traditional in eingepunkter Version. Dem Schottland-Anspruch werden die NumbSkull Puppets spätestens hier gerecht: Auch sie sind ihrer Süßen, dem Nancy Whiskey, hoffungslos verfallen- wie übrigens viele Schotten, will man dem Text glauben -. Eine schöne Version zum Mitfeiern: Eine schöne Tin Whistle – Melodie, Mitgröhl-Chor im Refrain – und auch sonst scheinen die Jungs ihre Instrumente im Griff zu haben.

Das letzte Lied heißt „The Day Steve Irwin Died“. Steve wer? Achja, stimmt, der waaghalsige australische Reptilienentferner mit eigenem Zoo, der seinen Sohn beinahe an ein Krokodil verfüttert hätte und bei Aufnahmen für eine Sendung von einem Stachelrochen tödlich getroffen wurde. Dieses augenzwinkernde Epitaph an den Krokodiljäger und Sonntag-Nachmittag-Versüßer ist das punkigste Lied der CD und beinhaltet einen detailierten, langen Text, an dem man nicht viel heruminterpretieren kann: Es ist und bleibt ein Andenken an den bekanntesten Pop-Bushmann unserer globalen Fernsehkultur. Und doch, das Lied bleibt irgendwie nur im oberen Durchschnitt der musikalischen Geschmacksskala.

Alles in allem ist die CD „The Early Years“ von den NumbSkull Puppets in jedem Fall dem geneigten Scotch-Punk Hörer mit Vorliebe für die augenzwinkernde Kritik der Mainstream-Fashion-Bush-Kultur zu empfehlen. Die CD kann bei den NumbSkull Puppets direkt über die Homepage via Email bestellt werden. Definitiv eine bessere Invesition als in schweinchenfarbene Hemden!

Tracklist:

1. Breaking Through
2. Here We Go!
3. Mr. Pinky
4. Nancy Whisky
5. The Day Steve Irwin Died

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