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Paul McKenna Band ~ Stem the Tide (2011)

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Gute Arbeit soll angemessen honoriert werden. Soweit das Motto des heutigen Tages, das wir natürlich nur ideell umsetzen können. Aber es passt gut zur Paul McKenna Band. Das junge Quintett aus Glasgow ist mit viel Engagement dabei, seinen Weg nach oben zu machen. Die Band besteht seit fünf Jahren, tourt in Europa und den USA und hat jetzt ihr zweites Album  herausgebracht, wieder bei Greentrax, „dem“ schottischen Folklabel.  Als Produzent hat man mit Brian McNeill einen hervorragenden Mann gewonnen, der sich als Fiddler der Battlefield Band einen Namen machte, aber weitaus mehr Talente besitzt. Das Ergebnis dieser Kooperation finde ich absolut überzeugend. Die PMcK-Band hat eine Menge mitzuteilen und macht keine stilistischen Kompromisse um des kommerziellen Erfolges willen. Auch wenn sie rein akustisch spielen, sind sie auf der Höhe der Zeit.

Dass sich die Band nach ihrem Frontmann benannt hat, versteht jeder, der Pauls unverwechselbare Stimme einmal gehört hat: kräftig, dabei hoch und mit starkem natürlichen Tremolo. Die Instrumente sind ebenfalls stark besetzt; neben Pauls Gitarre gibt es Fiddle und Flöte, die sich gerne Duelle liefern, dazu rhythmische Power mit Bouzouki und Percussion. Nicht immer wird ein Bodhran eingesetzt, häufig das Cajon, was für einen treibenden Puls sorgt. Ohne große Mühe könnte man einige Arrangements sofort mit einer Rock-Besetzung spielen.

Live ist mir die Paul McKenna Band, gleich ob auf der Festivalbühne (Witten, Balve) oder im Biergarten (Herdecke), durch enorme Energie und rekordverdächtige Tempi aufgefallen. Seit dem ersten Besuch in Deutschland vor zwei Jahren ist sie weiter zusammengewachsen und reifer geworden. Die neue CD zeigt, dass sie ihren Biss nicht verloren, aber ihr Spektrum deutlich erweitert hat. Das Album ist sehr dicht, es gibt keine Ausfälle und auch eine Reihe schöner ruhiger Stücke.

Es wird einem nichts geschenkt, man muss sich alles hart erarbeiten – was die Lebensfreude aber nicht ausschließt. So geht es den Helden aus den Liedern. Sie fahren als Seeleute nach Grönland und Neufundland, versuchen eine Kolonie in Panama zu gründen (Dreams of Darien) oder kämpfen als Iren auf der Seite von Mexiko gegen die Amerikaner (John Riley). Das Material hat häufig historischen Bezug und ist teils selbst geschrieben.

PMcK in Witten 2009Der Opener Again for Greenland ist eine mitreißende eigene Vertonung, die einerseits traditionelle Muster gebraucht, andererseits Betonungsverschiebungen wie ein Popsong hat. Unter eine „grade“ Gesangslinie wird eine Begleitung im 6/8-Takt gelegt, was für viel Dynamik sorgt. So viel zur Cleverness der Arrangements. Der Song Silent Majority, von einem Freund der Band geschrieben, ging mir  schon live ziemlich unter die Haut. Hier wird die schweigende Mehrheit angeklagt, die Staatsterror erst ermöglicht – erschreckend aktuell. Paul McKenna singt mit Verve und tritt mit einer klaren Position für eine gerechtere Politik in die Fußstapfen seines großen Kollegen Dick Gaughan. Zu dieser Auffassung von der Aufgabe eines Sängers passt auch ein Ewan McColl – Song, The Terror Time, der die Härten des Winters für die Travellers schildert. Gänsehaut erzeugender a capella Gesang an Anfang und Ende. Paul hat aber auch den Mut zu einem sehr persönlichen Lied, in dem er eine Begegnung während der letzjährigen Tour aufgreift: Your Smiling Tears. Ein irisches und ein schottisches Traditional, The Lambs on the Green Hills und Bogend Hairst, stellen den Bezug zu den Grundlagen her. Das Booklet enthält zwar Hinweise zur Herkunft der Stücke und zur Instrumentierung, die Texte sucht man aber leider vergebens.

Es gibt drei reine Instrumentals, häufig tauchen aber in den Liedern noch zusätzliche Melodien auf.  Die Band macht eher gesamt – keltische als ausgeprägt schottische Musik, wobei weitere Einflüsse aus Ost und West integriert werden.
Selten ist es mir so schwer gefallen, die Titel für unsere Radiosendung „What’s New“ auszuwählen. Dabei ist die Relation „3 aus 13“ für die CD des Monats schon recht günstig. Die Lösung ist – der Hinweis auf die nächste Tour, wo sicher die meisten Songs und viele fetzige Tunes zu hören sein werden. Im Oktober wird die Paul McKenna Band wieder in Deutschland unterwegs sein.

Trackliste

  1. Again for Greenland
  2. Silent Majority
  3. Guntmar’s stolen Gummistiefel
  4. The Lambs on the green Hills
  5. John Riley
  6. Smiling Tears
  7. The Banks of Newfoundland
  8. Darcy and Erin’s
  9. Dreams of Darien
  10. Bogend Hairst
  11. The Mermaid
  12. Terror Time
  13. Lionel’s Farewell

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