Ein paar Tage bevor sie einen Levellers-Support-Act in der Münsteraner Sputnikhalle spielen sollten, hatte ich die Ehre ein paar Zeilen über die neue CD einer Band mit 30 Jahren Geschichte zu schreiben. Sie begannen Musik zu machen, als ich noch heimlich die Roland Kaiser Cassetten aus dem Regal meiner Mutter geklaut und falsch in den Recorder eingeschoben habe.
Los geht es mit dem Röhren eines Hirschs, Elchs oder sonstigen Getiers. Matthes möge mir verzeihen (und vielleicht hier aufklären), dass ich mich im Jägerjargon nicht so zu Hause fühle, bevor dann ein echtes musikalisches Potpourri aus den Lautsprechern schallt. Beim ersten Hören kommt es mir vor wie Filmmusik deren Story ich noch nicht kenne.
Plattrock haben sich viel Zeit für das neue Werk genommen. Rausgekommen ist eine Reise durch Punkpolka, Folkrock, Tango, bodenständigen, hausgemachten Rock, stimmungsvollen Balladen und Liedern mit psychedelischem Anklang. Und auch die Seemänner und -frauen kommen nicht zu kurz. Ich höre oft einen typischen 80er-Sound heraus, der manchmal gemischt mit einer heliumgetauchten Mickymaus-Stimme ein skurriles Klangbild ergibt. Langweilig wird das Album nie, wenn auch die Dynamik im Laufe der Story abnimmt und am Ende ein wenig besinnlicher wird. Gesungen wird in allerlei Sprachen: Plattdeutsch, Englisch, Spanisch und Französisch.
Verstärkung haben sie sich aber dennoch geholt. Unter anderem gröhlt Sir Pommes von Randalica in „One wild night“. Im echten Leben Götz Kühnemund, Chefredakteur vom „Rock Hard“ und Plattrock-Mitbegründer. Auf „I shout out“ und „The silent water“ spielt Christian Bartelt Cello. Wie ich hörte, würde man ihn am liebsten fest anstellen. Und bei „Rulla Tirulla“ spielt „Das Nordkirchener Dorfgebläse“. Welch eine Szene. Ich muss wohl mal nach Nordkirchen.
Musikalisch schaffen es Plattrock einen fetten Rocksound und typische Folkinstrumente miteinander zu verbinden. Ich habe dafür in meinem Plattenregal oder auf meiner Festplatte keinen adäquaten Vergleich.
Aber vielleicht erfahren wir von Matthes mehr. Er hat sich Zeit für ein paar Fragen in einem E-Mailinterview genommen, das morgen erscheint und mit Sicherheit einige Gesichtsmuskeln ins Schwingen bringen wird.
Trackliste
- One wild night
- How
- Every day
- A little cup of tea
- The silent water
- Lilli is waiting for me
- ¿Yo soy molesto?
- Outside
- The voice
- Against the wind
- La douleur dépasse
- Don’t leave me
- No longer me
- Rulla Tirulla
- I shout out
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