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Ralf Weihrauch – Alles tot im Bauernhimmel (2019)

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Stilistisch hat sich Ralf Weihrauch noch nie gern festgelegt. Vorgestellt haben wir ihn vor ein paar Monaten als den Akkordeonisten, der mit den Whisky Priests auf Tour ging. Kaum jemand hierzulande hat so gute Kenntnisse und Beziehungen zur englischen Folkszene. Aber jetzt hat sich der Mann aus Dorsten einem ganz anderen Thema zugewendet und ein eigenes Genre kreiert: SciFolk.

In alten Liedersammlungen hat er deutsche Balladen düsteren Inhalts ausgegraben und die Begleitung am Computer generiert. Dabei kamen Samples und diverse Reggae-Riddims zum Einsatz. Über die Einzelheiten dieser sehr aufwendigen Arbeit hat  er in einem Interview in der Folkworld ausführlich Auskunft gegeben.

Es bleibt die Frage: Funktioniert das? Darüber kann sich jeder leicht selbst ein Urteil bilden, denn das Album ist bei youtube zu hören. Die unterschiedlichen Computerbeats sind geschickt ausgesucht und kombiniert. Insgesamt klingt mir das Ergebnis aber zu synthetisch.  Das gelegentlich eingespielte Akkordeon wirkt im Kontrast dagegen wohltuend. Computer- Beats und Balladen mit zahlreichen Strophen entsprechen sich darin, dass beide eine hohe Toleranz gegenüber unveränderten Wiederholungen verlangen. Bei den eher schlichten Gesangsmelodien tritt bald Ermüdung ein. Außerdem tut es den Liedern in meinen Ohren nicht gut, wenn der Gesang in das starre rhythmische Korsett gezwängt wird.

Gut möglich, dass Leute aus der Generation, die mit Technobeats aufgewachsen ist, durch den „Bauernhimmel“ Zugang zu traditionellen Liedern bekommt, speziell die „dunkle“ Szene. Die gesungenen Geschichten sind durchaus spannend, der Gesang tut aber wenig dazu, die Stimmungswechsel und dramatischen Momente zu gestalten. Mich würden akustische Arrangements mehr überzeugen. Aber hört selbst…

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