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Ray Cooper ~ Tales of Love War & Death by Hanging (2010)

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Ein Album zwischen Schweden und Schottland, zwischen Pirat und Landstreicher, zwischen düsterem Country und mystischem Folk. Ray „Chopper“ Cooper spielt Bass und Cello in der Oysterband und bewegt sich nun wie Sänger John Jones auf Solopfaden. Diese führen ihn aus der skandinavischen Wahlheimat gar nicht erst hinaus: Aufgenommen beinahe allein in einer schwedischen Blockhütte, spielt Ray Cooper alle Instrumente für das Album selber ein, lässt sich nur begleiten vom norwegischen Folk-Geiger Patrik Andersson. My Compass Points To North gibt den Weg vor.

Ray Cooper serviert uns – wie so viele – eine gute Mischung aus traditionellem und eigenem Material. Ein echter Coversong ist mit Highwayman ebenfalls dabei. Die Songs fügen sich gut aneinander, Höhepunkte auszumachen ist deshalb auch schwer. Eine tiefe, warme Stimme, noch nicht gebrochen schwebt über düsterer Instrumentierung, ab und an kommt Johnny Cashs früher Country etwas zu deutlich durch (In Your Sweet Arms). Die Songs vermitteln einen nebligen Morgen, nah an der Zeit zwischen den Zeiten, eine Tasse Kaffee mit Whiskey, keine Zigarette. Eine lange Autofahrt über englische Landstraßen durch vom Regen schwere Natur. Die Songs werden getragen von Ray Coopers hervorragendem Cello, all die anderen Zupf- und Saiteninstrumente, das Harmonium und die im britischen Brighton aufgenommenen Overdubs ergänzen das Ganze, stehen aber deutlich im Hintergrund. Es ist eben kein Allstar- sondern ein Soloalbum, auch wenn neben dem erwähnten Patrik Anderson auch Dil Davies, der schwedische Songwriter Olle Linder und Rowan Godel, der immer wieder mal mit der Oysterband zusammengearbeitet hatte, beteiligt sind. Um alle Instrumente und die gesamte Tiefe herauszuhören muss man die Platte schon ein paar Mal durchhören – entscheidendes Qualitätsmerkmal für mich.

Das Album ist ein Gesamtkunstwerk, ungern möchte ich Songs in einer anderen Reihenfolge als der vom Künstler gewählten oder gar aus seinem Kontext herausgetrennt hören. Zwar sind The Puritan, McPherson’s Rant, The Grey Goose Wing oder Ye Jacobites By Name großartige Songs, leben aber auch vom Mantel der Gesamtkomposition. Schade, dass ich zur Rezension nur eine Promo-, nicht die echte Kaufversion erhalten habe. Das Artwork erschließt sich trotzdem und eröffnet eine neue Lesart, die des unrechtmäßig beschuldigtem Seemanns. Dennoch fehlt ein entscheidendes Moment bei der Bewertung eines auf so klassischen Pfaden wandelnden Folk-Albums: Die Haptik. Eine Kaufempfehlung gibt’s trotzdem.


Trackliste

  1. The Puritan
  2. The Dark Days Are Over
  3. Border Widow’s Lament
  4. McPherson’s Rant
  5. I Kiss The Night
  6. The Grey Goose Wing
  7. In Your Sweet Arms
  8. The Highwayman
  9. My Compass Points To North
  10. Ye Jacobites By Name

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