Sam Kelly schaffte es im Alter von 19 Jahren mit seiner warmen, ausdrucksstarken Stimme ins Finale der TV-Show Britain’s Got Talent. Jetzt ist er 24 und hat sich für die akustische Roots-Musik entschieden. Er verfolgt zahlreiche unterschiedliche Projekte. Auf seinem zweiten vollen Album mit der eigenen Begleitband zeigt er eine Menge Power und Vielfalt. Kelly sagt, er verdanke viel Inspiration seinem irischen Großvater.
Der Stil erinnert etwas an Seth Lakeman, was kein Wunder ist, da die beiden schon zusammen gearbeitet haben. Die Lost Boys sind aber ungleich breiter aufgestellt. Sam Kelly spielt Gitarren, Bouzouki und Mandoline. Prägend für den Sound ist daneben das Banjo von Jamie Francis, der sich mit traditioneller US-amerikanischer Musik auseinander gesetzt hat. Dazu kommen Geige, Akkordeon, Cello, Drums/Perkussion, Flöten sowie starker mehrstimmiger Gesang, wie der Shanty Greenland Whale nachdrücklich zeigt.
Traditionelle Songs wie das Titelstück werden respektvoll interpretiert. Aber die Band belässt es nicht dabei. Mit Chasing Shadows (Kelly) und When the Reivers Call (Francis) wird auch eigenes Material präsentiert, wobei der Pop-Einfluss stärker ist. Das Dylan-Cover Crash on the Levee rockt richtig. Die Ballade The Shining Ship sticht heraus: die Geschichte vom Teufel an Bord wird mit packender Grusel-Stimmung inszeniert. Ein kraftvoller Tune-Set weckt später die Lebensgeister. Es ist also genug Abwechslung vorhanden.
Das Erfolgsrezept ist nicht neu: hohe Intensität und ehrlichen persönlichen Ausdruck zu vermitteln. Sam Kelly wendet es aber mit viel Frische, Überzeugung und Originalität an. Er hat nicht zu Unrecht viel Lob eingeheimst und wird auch über die Folk-Welt hinaus Fans gewinnen.