Wie nah die lebendige deutschsprachige Musik unseres hohen Nordens mit der keltischen Musik verwandt ist, demonstrieren uns die Jungs von der Flensburger Band Santiano. Mit ihrem neuen Album Mit den Gezeiten konnten sie ihr erstes Album Bis ans Ende der Welt noch einmal ordentlich toppen. Obwohl sie in diesem Jahr bereits den begehrten Preis, Echo 2013 aus Berlin mitgebracht und sich an die Spitze der Charts hochgespielt haben, sind die fünf Nordmänner wunderbar bodenständig geblieben. Mit dem Einstiegstrack in ihre neue CD Gott muss ein Seemann sein könnte man meinen, dieses Werk ist eine Sammlung gemütlicher deutschsprachiger Schunkellieder. Weit gefehlt! Direkt im nächsten Stück Drum And Guns (Johnny I hardly knew ya ) warten sie mit einem amerikanisch – irischen Folkstück auf. In dem englischen Text geht es um einen Soldaten, der Kriegsversehrt heim in die irische Stadt Athy kommt. Dort hört er sein Mädchen weinen, das er nicht mehr sehen kann, weil seine einst so milden Augen nun blind sind. Salz auf der Haut ist schon wieder sanfter. Dort schwärmen Santiano wieder von der Sehnsucht nach dem Meer, dem Wind und dem Leben an Deck. Gute rockige Töne gibt es dann im Trinklied Seemann. Anders wie in irischen Liedern steht hier natürlich nicht der Whiskey im Mittelpunkt, sondern, wie es sich für echte Nordmänner gehört, geht es hier um den Rum, Mädchen und die einsamen Fahrten aufs weite Meer. Die Angst vor Abschied, Tod und Teufel soll uns dann das nächste Lied nehmen. Immerhin sehn wir uns alle in Walhalla wieder und feiern dort bis in alle Ewigkeit. Jedenfalls ist es für Santiano das Ziel jeder letzten Fahrt. Treue bis in den Tod bis der Teufel kommt und uns alle holt. Dieser Schwur klingt ein wenig seltsam, ist aber der Inhalt vieler alter Seemannsballaden rund um den Globus. Aber wer meint, eine deutsche Band würde nicht von Whiskey singen, der sollte sich Have A Drink Of Me anhören. Mein persönlicher Favorit ist die Geschichte von Marie. Dieser neue Text zum traditionellen Stück Ye Yacobites nimmt dem alten Lied nicht nur seine gnadenlose Härte, sondern eignet sich genial zu einem neuen Seemannslied, das sicher auch in einigen Jahren noch gern gehört wird.
Man könnte so weitermachen und an jedem Stück etwas Besonderes finden. Überall gleich gut ist die Mischung von akustischen und traditionellen Klängen, die mit den technisch unterstützen Musikinstrumenten unserer modernen Musik erzeugt werden. So fließen die Klänge von E-Geige und E-Gitarre, Schlagzeug und Keyboard wie selbstverständlich ineinander und unterstützen den ständig kraftvollen Gesang von Santiano, so dass die Musik gleichzeitig hochmodern und traditionell klingt. Vielleicht ist diese Mischung das Erfolgsrezept dieser außergewöhnlichen Band.
Es lohnt sich auf jeden Fall, diese CD anzuhören und selbst sein Urteil zu fällen. Noch besser ist es, eines der vielen Lifekonzerte von Santiano zu besuchen. Immerhin stehen in diesem Jahr noch gut 50 Konzerte quer durch die Republik auf dem Plan.
Im aktuellen Video könnt Ihr Euch schon mal einen guten Vorgeschmack auf Euren Konzertbesuch machen
Santiano — Gott muss ein Seemann sein – MyVideo
Santiano sind:
Björn Both: Gitarre, Bass
Hans-Timm Heinrichsen: Gesang, Gitarren
Pete Sage: Gesang, Geigen, Akkordeon, Tenorbanjo
Axel Stosberg: Gesang, Percussion
Andreas Fahnert: Gesang, Gitarren
Trackliste:
01 Gott muss ein Seeman sein
02 Drums And Guns
03 Salz auf unserer Haut
04 Seemann
05 Bis in alle Ewigkeit
06 Wir sind uns treu
07 Have A Drink On Me
08 Sieben Jahre
09 Gestrandet
10 Rolling Home
11 Marie
12 Great Song Of Indiefference
13 Hoch im Norden
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