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Seldom Sober Company ~ Yeeha! (2008)

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Yeeha!Die Seldom Sober Company aus Halle zeigt mit diesem Album, dass sie mehr drauf hat als ‚nur‘ eine recht erfolgreiche Live-Band zu sein. Fünf Jahre nach der Bandgründung und jetzt zu fünft haben sie mit Yeehah! ihre 2. CD vorgelegt. Der Bandname mit dem Zitat aus I’m a Rover stammt offenbar aus längst überwundenen Frühzeiten. Wer einen Abklatsch der Dubliners erwartet, ist bei der SSC an der falschen Adresse. Die Gruppe spielt zwar überwiegend traditionelles Material, aber auf ziemlich eigene und professionelle Weise.

Die Schublade ‚irische Musik‘ ist zu eng, zu hören gibt es auch Schottisches und Amerikanisches. Wenn jemand nicht nur diverse Dudelsäcke, sondern wie Nick O’Tailor auch Tenor- und 5-string-Banjo spielt, bleibt eine solche Kombination nicht aus. Nico Schneider, wie er bürgerlich heißt, ist als Sänger auch noch der Frontmann.

Fiddler Toni Geiling ist ebenfalls ziemlich flexibel. Neben Geige und Bratsche streicht er noch die Säge (!) und hat sich bei zwei Titeln als Komponist betätigt. Er ist zudem am Klavier, an der Gitarre und als Sänger zuhören.

Bandgründer Michael Proschek spielt Mandoline und Gitarre und bietet den beiden erstgenannten damit ein gutes Fundament. Neu dabei sind Kaspar Domke (Kontrabass, Bassgitarre) und Philipp von Strauch (Schlagzeug, Perkussion). Die letztgenannten musizieren sehr abwechslungsreich und effektvoll, halten sich aber ziemlich im Hintergrund. Das Klangbild ist mehr an Folk und klassischen Klängen als an Rock orientiert.

The Seldom Sober Company 2008

Dass die CD Spaß macht, liegt nicht zuletzt an den vielschichtigen Arrangements, für die Toni Geiling verantwortlich zeichnet. Bei jedem Hören gibt es noch Neues zu entdecken. Volle Punktzahl hier für Kreativität.

Die einleitenden Jigs der Highland Pipes mit trickreicher Zupfbegleitung bieten einen munteren Einstieg. Das folgende Rebellenlied wird durch Bluegrass-Banjo und Schlagzeug zur gute-Laune-Nummer und verliert so zum Glück alles Martialische. Auch der Jolly Beggarman gehört zu den oft gehörten Favoriten. Die Perkussion verpasst dem Stück teilweise einen indischen Sound. Das eigene Why Have You Come balanciert zwischen Swing und Melancholie.

Mit den Tramps and Hawkers (besinnlich) und Step it out Mary (tanzbar) bewegt sich die Gruppe weiter in bekannten Gewässern, gewinnt aber auch diesen Titeln neue Seiten ab.
Besonders gespannt war ich auf die Lakes of Pontchartrain. Die Fassung von Paul Brady aus den Siebzigern stellt so was wie einen Leuchtturm des Genres dar. Die SSC versucht nicht zu kopieren,  sondern denkt auch dies Stück neu. Endlich ist mal der Bass gut zu hören, der eine intensive Atmosphäre schafft. Die Messlatte für den Leadsänger wird durch  die Instrumentalisten sehr hoch gelegt, speziell mit dem Violinsolo. Gerade hier beweist Nick O’Tailor aber, dass er dem Anspruch gewachsen ist.

Das Titelstück ist ein schwungvolles Instrumental mit überraschenden melodischen Wendungen. Ich vermute, das viele Kollegen es gerne nachspielen werden. Das ausgerufene Yeehah! am Schluss führt uns in die Western-Ecke und weiter zum Freight Train Blues. Hier werden einige Klischees durch den Kakao gezogen. Beim Solo der Singenden Säge muss ich immer lachen.

Der Sprung zurück nach Schottland kommt ein bisschen unvermittelt. I Will Go, kernig zweistimmig gesungen und sparsam rhythmisch begleitet, ist live bestimmt ein Hit. Farewell to Sicily ist ein melancholisches Abschiedslied. Die Small Pipes kommen hier sehr effektvoll zum Einsatz.

Ein Booklet zur selbstproduzierten CD und damit Infos über die Stücke gibt es leider nicht. Dafür entschädigen zumindest teilweise die originellen Texte auf der Homepage. Bleibt zu hoffen, dass wir die SSC auch hier im tiefen Westen 2009 mal live zu sehen kriegen.

Tracklist

  1. Merrily kissed the Quaker’s Wife/Atholl Highlanders
  2. Kelly, The Boy from Kilan
  3. Jolly Beggarman/Red Haired Boy
  4. Why have you come
  5. Tramps and Hawkers
  6. Step It Out Mary
  7. Lakes of Pontchartrain
  8. Yeeha!
  9. Freight Train Blues
  10. I Will Go
  11. Banks of Sicely


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