Der erste an den ich denken musste, als ich Stephen Maguires Musik hörte, war Joe Cocker- nur eben ein bisschen weniger Rockröhre, dafür etwas mehr Folk und Blues. Das ist nun aus meiner Sicht wahrlich keine Beleidigung aber dennoch wollte ich mehr über den Künstler erfahren. Die gute Suchmaschine hilft, dachte ich und ein paar Sekunden später war ich vollkommen verwirrt. Denn es gibt einen Namensvetter, der als Snookerspieler bekannt ist, nicht zu verwechseln jedoch mit diesem musikalischen Mann, der hier Thema sein soll. Doch wenn ich schon so eine tolle Möglichkeit zum wilden Schließen von Analogien habe, will ich diese nicht ungenutzt lassen.
Wenn also der geschickte Stoß des Snookerspielers viel Konzentration, Geschick und strategisches Denken erfordert, so sind auch dem irischen Talent diese Tugenden nicht fremd. Bei seiner aktuellen CD „Irish Soul“ hat er sich auf zurückhaltende Instrumente und seine Stimme konzentriert, wählte mit Geschick rührende Pianokompositionen, wie zum Beispiel bei „Best I can“, die mich vom Stil an „The Wakes“ erinnern . Seine Strategie beruht bei seiner CD tatsächlich auf dem sehr passenden Titel, der „irischen Seele“, die man in den Stücken heraushört. Vor allem ist es die melancholische, nachdenkliche Façon. Ein Mann aus Belfast mit künstlerischem Talent kann seine Heimat natürlich nicht unbesungen lassen. Deshalb hat es auch auf diese Platte das gefühlt 1000. „Streets of Belfast“ geschafft, womit ich dem Stück keinerlei Qualitäten absprechen will.
Auch wenn die gesamte Platte von einer gewissen Gemütlichkeit bestimmt ist, die sie in die Nähe des Jazz und Blues rücken, ist zum Beispiel in Stücken wie „True“ oder „The only one“ keine Langeweile zu spüren. Vielleicht hat der aktuell in Kanada lebende Stephen bereits Bekanntschaft mit den Kollegen „Paperboys“ gemacht. Deren Musik versprüht jedenfalls eine ähnliche mit Lebensfreude gepaarte Nonchalance. Oft erinnern mich die Stücke auf „Irish Soul“ auch an die bekannten Herzschmerz-Balladen aus den Achtzigern, als echte Männer noch keine Angst hatten, das „endless love“ und dergleichen zu singen. Auch Lenny Kravitz‘ „Stand by my woman“ hätte fast aus derselben Feder sein können. Vielleicht konnte sich Stephen aber auch als Support der Boyband Westlife in der Vergangenheit seine Fähigkeiten für das „romantische Songwriting“ ausbauen.
Ich könnte mir die Musik daher auch gut als Soundtrack zu einem dramatischen Liebesfilm vorstellen, aufgeladen mit emotionalen Bildern käme die „irish soul“ bestimmt noch mehr zur Geltung. Ich bin aber keine Hollywood-Produzentin auf Talentsuche und so lautet das musikalische Fazit: Schöne Melodien, manchmal einander zu ähnlich, aber dennoch nicht zu dick aufgetragene Romantik.
Trackliste
- Irish soul
- Best I can
- Streets of Belfast
- Do you see me
- True
- Sheltered man
- I’m yours tonight
- The only one
- Leaving
- So fired up
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