Geht man immer nur geradeaus, ist das Leben langweilig und ähnlich verhält es sich auch mit der Musik. Und so hat schon Eißfeldt von den Beginnern richtig erkannt, wer Hip Hop macht, aber nur Hip Hop hört begeht Inzest. Natürlich dreht es sich bei celtic-rock.de nicht um Hip Hop, aber das Prinzip ist das Gleiche. Also schauen wir auch manchmal nach Rechts und nach Links, lassen uns durch den YouTube Kosmos treiben und mit Glück stoßen wir auf Interessantes, was aber dennoch irgendwie die Celticwelt berührt. Genau das ist mir mit The Dead South passiert. Vier bärtige Hosenträgertragende aus Saskatchewan, die irgendwie Country machen – aber auf eine schöne, weil dreckige Art und Weise. Also kein Bling Bling, um noch einmal eine Radterminologie zu bemühen. Die Songs dürften unter den Begriff handgemacht fallen. Es gibt kein Schlagzeug, keine E-Gitarre, sondern Cello, Mandoline, Banjo, Gitarre und Gesang. Und mit diesen Komponenten erschaffen The Dead South Songs die zwischen temporeichen, drückenden Partysongs mit abstrusen Texten und düsteren aber nie melancholischem Storytelling wechseln.
Die Presseinfo lässt sich gut lesen. Natürlich wird hier versucht, die Band in Genres einzuordnen, nur um das umgehend zu relativieren. Es fallen Worte wie Neo-Folk, Bluegrass oder Alternative-Country. Das stimmt sicher alles, aber für mich, dem Genrefremden, stellt sich das ein wenig anders dar. Mein Vater hat damals, als ich Krachlederne und Socken in Sandalen trug und die „Klick – Gurt anlegen“ Kampagne lief, Country gehört und Willy Nelson und Johnny Cash waren da schon die cooleren Vertreter. Dennoch haben lange Autofahrten auf der Rückbank eines taubenblauen Audi 80 meinen Eindruck was Country ist, geprägt. Die Art des Gesangs, das Banjospiel und der Rhythmus, der einem das Gefühls eines Pferderückens im Trapp vermittelt. All das finde ich auch bei The Dead South. Aber die Vortragsweise ist um einiges cooler, ohne den Hochglanz und die Standards.
Die eindringliche Vortragsweise von Nate Hills, der leidenschaftliche Gesang Scott Pringle zu dieser reduzierten aber melodischen Instrumentierung macht „Illusion & Doubt“ zu einer empfehlenswerten Platte.