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The Dinosaur Truckers ~ selftitled (2013)

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Nebst der üblichen Danksagungen an die Familien und Liebsten der vier Herren von The Dinosaur Truckers fällt ein Name ins Auge: Bela B unterstützte die Musiker bei der Produktion ihres nunmehr dritten Albums an Drums und Percussion. Es ist immer ein ansehnliches Prädikat, kann man sich mit einem großen Namen im Booklet schmücken, doch The Dinosaur Truckers erweisen sich auch ohne ebendiesen als absolute Koryphäen ihres ureigenen Stilcocktails.

Nachdem in den Jahren 2008 und 2009 mit „Songs For Homefolks“ und „Down This Road“ gleich zwei Alben auf den Markt gebracht wurden, ließen sich die Herren nun ein paar Jahre mehr Zeit, um ihrem dritten Silberling neben hunderten Konzerten in Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande und Belgien die notwendige Liebe und musische Weiterentwicklung angedeihen zu lassen. Um, wie die Truckers verlauten lassen, den „Folkpunk-Himmel“ wieder ein Stück näherzukommen, legen die Musiker nun 13 selbstgeschriebene Tracks vor, die zwischen Folk, Country, Blues, Bluegrass und Hillibilly ein ebenso diffusen wie einprägsamen Schubladenpluralismus kultivieren, ohne dabei jedoch der Beliebigkeit anheim zu fallen.

Black Ship, der Opener des Albums, beginnt mit wuchtig verzerrten E-Gitarren-Riffs, indes ein vertrauter Schiffsorgelklang, der vom wohlinszenierte Unisono-Matrosenchor umspielt wird, für erste Irritationen sorgt. Nach einem Break erklingen Banjo, Mandoline, Steel Guitar und Kontrabass in trauter Harmonie, während sich der charakteristisch-eigenwillige Knödelgesang des Frontmanns durch die schwingende Membran das Trommelfell tanzen lässt. Mit erstklassigem Picking, das bisweilen eine technische Nachhilfe vermuten lässt, drängt der Gesamtsound druckvoll nach vorn. Dass die Pickingqualitäten nicht auf ein studiotechnisches Unterstützen zurückzuführen ist, beweisen die Live-Qualitäten der Truckers:

Indes sich Drums und Percussion in wohldosierter Bescheidenheit im Hintergrund vergnügen, das Banjo zwischen On- und Offbeat changiert, beweist der Bass bei Let It Roll, das, wenn Zeit und Ort richtig gewählt sind, auch er zu exzellenten Höhenflügen auflaufen kann, indes die Gitarre in kurzen Einlagen ebenso die solistischen Bretter, die die Welt bedeuten, entert. Dass die Herren aber nicht nur zu einer treibenden Urgewalt in der Lage sind, beweist der dritte Titel des Albums, Wolves In The Street. Hier eröffnen sich nun auch Möglichkeiten für die Mandoline, zwischen Akkordmodulation und freier Improvisation ein wenig aus der akustischen Wohlgeordnetheit herauszutreten.

Spätestens mit Burn The Place To The Ground, einer womöglich quasi-anarchistischen Hymne, beweisen The Dinosaur Truckers, dass die intuitive Eingängigkeit der Vortitel kein Glücksgriff, sondern eine konzeptionelle Notwendigkeit ihrer Musik darstellt. Mit entfesselter Sangeskraft brennen die Musiker den Kehrreim ins Gedächtnis ihrer geneigten Zuhörerschaft, so dass unweigerlich das Bild eines feiernden, vor Schweiß triefenden Publikums über die feinen Härchen der Ohren vor das innere Auge wandert.

Beim fünften Titel gesellt sich, das Klischee des spanischen Stolzes inszenierenden, eine Trompete zum musischen Kollektiv. Und so arbeiten sich The Dinosaur Truckers durch die unterschiedliche Genre, ohne dabei jedoch ihre klare Linie zu verlassen. Zwischen quasi-popesken Sounds gibt es beinahe psychodelische Sounds, die bisweilen an 16 Horsepower oder Wovenhand erinnert. Wer also nebensächlichen Zeitvertreib und Musik am Rande der bewussten Wahrnehmung in den heimischen Stuben kultiviert, wird mit dem unbenamten Album nicht gut beraten sein. Wer indes die Beständigkeit im Überfluss der Vielfalt entdecken will, wer sich gleich einem musischen Kolumbus in neue Gestade aufmachen will, der wird in diesem Silberling seine Santa Maria finden.

 

Trackliste

  1. Black Ship
  2. Let It Roll
  3. Wolves In The Streets
  4. Burn The Place To The Ground
  5. Shadow Fallin’ Down My Face
  6. Tiny Studded Red Designer Belt
  7. Halfway Through
  8. Box Of Memories
  9. Mendigos Armados Theme
  10. The Ends Are Just The Same
  11. Hey People
  12. Leave Everything Behind
  13. High, Low And Lonesome

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