600 Auftritte in fünf Jahren – eine beeindruckende Zahl. Das Doppelalbum ‚Stokes in Rock‘ ist denn auch als Dankeschön für die Fans gedacht. Außer als Souvenir vom Konzert eignet es sich für eine Singalong – Irlandparty. Der ‚Rock‘ bezieht sich nicht auf die Musik, sondern die Titelgrafik mit den verfremdeten Cliffs of Moher.
Wer die Dubliners liebt, wird auch die Stokes mögen. Erstere haben nicht nur bei der Auswahl des Repertoires Pate gestanden. Der Sound wird neben dem Gesang durch Geige und Banjo geprägt. Die Österreicherin Ariane Böker spielt die Fiddle schwungvoll und mit klassisch-schönem Ton, was an John Sheahan erinnert. Sie ist außerdem an der Tin Whistle zuhören. Jörg Gleba pickt sein Banjo routiniert und variantenreich, die Mandoline setzt er genauso geschickt ein. Kevin Sheahan hat eine kräftige, warme Stimme und irisches Temperament. Die Arrangements sind allesamt offensichtlich praxiserprobt. Man kann sich gut vorstellen, dass die Stokes einen Kneipensaal rasch in Stimmung bringen.
Statt auf Studiotüftelei hat das Trio erfolgreich auf Gastmusiker gesetzt, um bei den 28 Titeln der CDs für Abwechslung zu sorgen. An erster Stelle ist natürlich Sean Cannon (Dubliners) zu nennen, dessen unbegleitetes Molly Malone als Abschluss schwer zu toppen sein dürfte. Sängerin Trudy McDermott setzt anders als viele Kolleginnen nicht auf schwermütige Balladen, sondern trägt einige heitere Titel bei. Fiachra O’Regan hat mit den Uilleann Pipes allerhand Preise gewonnen und und sorgt für Highlights in der Liedbegleitung, etwa bei den Banks of Loch Lomond. Alle drei sind auch hin und wieder live mit Stokes zu sehen. Unauffällig, aber effektiv leistet Joe Kröger am Kontrabass praktisch als viertes Bandmitglied seinen Beitrag. Originell und wirkungsvoll außerdem das Cembalo bei Sally Gardens oder die Snare Drum bei Muirsheen Durkin.
Viele Stücke mit Refrain wie Molly Maguires funktionieren nur, wenn kräftig mitgesungen wird. Dies besorgen engagiert einige Herren von den Bands Glen Gar, Innis Free, Jigsaw und Shamrock. Es spricht für die Stokes, dass sie offenbar ein gutes Verhältnis zu vielen Kollegen haben. Neben den Studioaufnahmen gibt es das live aufgenommene British Army-Spottlied Old Barbed Wire, in dem die beiden Männer a capella eine fulminante Zugabe abliefern.
Eine Irish Folk Band ohne Bouzouki, Bodhran oder irgendwelche elektrisch verstärkten Instrumente – dies kann man durchaus als wohltuend empfinden. Hier wird nicht versucht, das Rad neu zu erfinden oder krampfhaft modern zu sein. Andererseits fragt man sich, ob die Zeit seit den Sechzigern stehen geblieben ist, wenn der einzige persönlich benannte Liedautor Bob Dylan ist (Every Grain of Sand). Alle anderen Stücke sind als Traditionals ausgewiesen.
Einen Innovationspreis werden die Stokes mit diesem Album nicht gewinnen. Aber sie motivieren zum Mit- und selber Singen. Und das ist sicher nicht das Schlechteste.
Infos über die Stücke der CDs gibt es keine, dafür bietet die Homepage der Stokes ein Songbook mit zahlreichen Liederblättern (.doc-Format, mit Akkorden).
Die nächste CD ist übrigens schon in Arbeit.
PS. Erinnert sich noch jemand an das LP-Cover von ‚Deep Purple in Rock‘?
Disk: 1
- banks of the roses
- farewell to carlingford
- as soon as i can
- i tell me ma (kevin version)
- loch lomond
- hills of connamara
- the humour is on me now
- o’carolan waltzes
- jigs
- old barbed wire (live)
- raglan road
- mursheen durkin
- drink it up men
- wrap the green flag
Disk: 2
- a nation once again
- liverpool lou
- sally gardens
- home boys home
- i tell me ma (trudy version)
- every grain of sand
- molly maguires
- fiachra reels
- call and answer
- the maid who sold her barley
- roddy mccorley
- holy ground
- when the boys come rolling home
- molly malone
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