Menü

Tir Nan Og ~ After Work (2009)

Teile diesen Beitrag:
2009 legte das dem ewigen Land der Jugend entstammende Quintett Tir Nan Og seiner gespannten Zuhörerschaft sein erstes Album „After Work“ vor. Der 14-titlige Silberling bietet seinen Hörern einen Abriss der Live-Performance und den Geduldigen zu guter Letzt noch einen Live-Mitschnitt, bei dem die Band ihren letzten Trumpf gezielt auszuspielen weiß.

Der Opener „Leís a Lurrighan“, eröffnet durch Splash Becken und überzeugendem Bass, lässt die Auftrittsatmosphäre erahnen. Die Geige, mit immerfort repetierenden Doppelnoten, Gitarre und Gesang steigern die Spannung des Stückes zigfach, um ins Ruhige zurückzukehren und erneut Spannung zu erzeugen. Dabei umspielt die Flöte den Gesang sehr gelungen in einer vollkommen selbstständigen Stimme. Leider endet das Stück im Fade-Out, sodass der Gig-Charakter etwas abhanden kommt.

In klassischer Folkmanier reicht die Instrumentation von den bereits Genannten bis hin zu Bodhran, Akkordeon und Mundharmonika. Daneben gibt’s natürlich wohldosierte Mehrstimmigkeit und immer wieder nuancierten Einsatz von Percussion und Effekthascherei. Bereits im zweiten Titel zeigt sich der für die Band charakteristischen Violinensound, der sich zwischen amerikanischer Folkgeige, die sich nicht zwingend im sauberen, dafür aber im eingängigen und doppelnotigen Gewand präsentiert, und traditioneller Fiddle – mit Dipping Bow und Tempodrang – bewegt.

Im herkömmlichen Strophe-Refrain-Zwischenteil-Aufbau, der nur selten durch Modulation der Akkordfolgen zu überraschen weiß, ist das Bassspiel nicht nur ein instrumentelles Bonbon, sondern ein echter Hinhörer und Stilgeber der Band. Der drängende und eingängige Duktus des Basses in Ergänzung zur Violine und Flöte schafft eine Klangfarbe, die zumindest partiell vom erwartbaren Pubsound differiert. Dies unterstützen auch immer wieder kleinere Einwürfe, wie bspw. eine gesprochene Stimme im Hintergrund, welche die Stücken den Gefilden des Bekannten entreißt und ihnen ein Unterton individueller Zugänglichkeit verleiht. So erscheint das tausendfach Gehörte immer wieder in antiquiert und dennoch neu durchdrungener Weise.

Kritisch anzumerken ist, dass die Intonation insbesondere der Geige, z.T. aber auch der weiblichen Gesangsstimmen,  immer wieder stark dissoniert. Dies mag bei einem reinen Live-Album kein Problem sein, stellt den Hörer aber insbesondere im Mittelteil der CD vor eine Hörgeduldsprobe. Dabei weiß der Silberling durchaus mit den Varietäten der Rhythmik umzugehen, sodass für den Freund des traditionellen irish Folk auf jeden Fall etwas dabei ist. Gleiches trifft auch auf die Mischung insgesamt zu: Die größtenteils belebte und frische Dynamik der Band wird immer wieder von ruhigen Klängen abgewechselt, sodass auch Verfechter der Folkballaden auf ihre Kosten kommen.

Alles in allem ist Tir Nan Og jedoch eine Mitmachband. Dieser Eindruck schleicht sich zwar ein, bestätigt sich indes überdominant im letzten Titel des Albums. Der Live-Mitschnitt von „All 4 Me Grog“ lässt Intonationsprobleme und Schwankungen der Rhythmik ohne weiteres verzeihen. Das Publikum zieht mit, sodass sich dem Hörer beinahe die Frage ausfdrängt: Warum nicht gleich so? Die englische Moderation lockt selbst den müdesten Pubbesucher aus seiner Ecke und lässt ihn in ein schmetterndes „and tabacco“ einstimmen. „After Work“ hätte diesen Endduktus vielleicht von Vornherein anstimmen sollen.

Ein letztes Manko der CD ist, dass der Mix einfach nicht gelungen ist. Die Geige klingt an einigen Stellen zu mittenlastig und ist ihres Höhenglanzes enthoben. Zwischen einzelnen Titeln und Instrumenten sind die Halleinstellungen so stark divergierend, dass man meint, in unterschiedlichen Räumen zu hören. Dies ist schade, denn ohne diese technischen Probleme wäre das nacharbeitliche Album von Tir Nan Og ein gut gelungenes, traditionelles Irish-Folk-Album geworden. Der Live-Titel entschädigt aber letztlich für den zum Teil misslungen Sound und verweist darauf, was die ewig Jugendlichen wirklich sind. Eine starke Live-Band, die es versteht, ihre Fans zum Singen, Tanzen und zum Alltagsvergessen zu bewegen.

Trackliste

  1. Leís a Lurrighan
  2. Sometimes When I’m Drunk
  3. Another Song For Ireland
  4. Star of the County Down
  5. Sunny Side Up
  6. Dancing Around the Fire
  7. Take Me Away
  8. I’ll Tell Me Ma
  9. Little Beggerman
  10. Ye Yacobites
  11. Mary Mac
  12. Ireland I’m Coming
  13. Angels Dreaming
  14. All 4 Me Grog

http://www.tirnan.org/| http://www.myspace.com/tirnanogband| Bestellen | Medienbox | Über Rezensionen

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.