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Wet Your Whistle ~ Wet Your Whistle (2005)

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WetYourWhistleWer ein Exemplar dieser CD besitzt, sollte es in Ehren halten: Die erste und einzige CD von Wet Your Whistle ist praktisch ausverkauft. Schade, denn es ist gute, traditionell orientierte Musik von einer Besetzung, die es so nicht mehr gibt. Marc Decker (Holzquerflöte, Tin und Low Whistles, Uilleann Pipes) und Christian Waleschkowski (Gesang, Bouzouki, Gitarre, Bodhran) sind hier mit Tina Wachtel (Gesang, Geige) zu hören.

Sie hat sich inzwischen aus dem öffentlichen Musikgeschehen zurückgezogen, was sehr bedauerlich ist.

Marc ist ein hervorragender Instrumentalist, Chris ein wandlungsfähiger Sänger. Die 15 Titel bringen die Stärken der einzelnen gut zur Geltung. Star of the County Down wird von vielen Bands als Eröffnungsstück gebraucht, aber Marc verdoppelt als Flötenbegleitung mal eben die Menge der Melodietöne und macht einen eigenen Reel daraus.  Bei Arisaig entspannen wir uns mit einer Romanze auf einer schottischen Insel. Leaving of Liverpool kommt mit einem frechen Tinwhistle-Riff daher.

Ich gestehe aber, dass ich die drei ersten Titel meistens übersprungen habe, um schneller zum Castle Kelly-Set zu kommen. Drei Reels in gemäßigtem Tempo, die man gar nicht besser bringen kann. Spieltechnik, Arrangement, Interpretation – alles top. Das i-Tüpfelchen ist die von Luzinde Hahne als Gast gespielte Harfe, die den Tunes eine weitere Dimension verleiht. Inzwischen kann ich Ton für Ton mitsingen….

wet your whistleUm das Uilleann Pipes-Solo angemessen würdigen zu können, müsste man das Instrument wohl selbst spielen, aber das Lernen dauert angeblich drei mal sieben Jahre. Mir fällt nur auf, dass bei dem Statia Donnelly-Set jeder Ton bewusst gestaltet ist, samt Ornamentierung und Variationen. Harmonische und rhythmische Finessen mit den zusätzlichen Pfeifen (Regulators) sind auch noch eingebaut. Große Unterschiede zu Liam O’Flynn (Planxty) kann ich da nicht entdecken.

Tina Wachtel hält sich mit der Geige eher im Hintergrund. Die Sally Gardens und Gloomy Winter singt sie sehr zart und gefühlvoll.

Chris hat sich offenbar von Christy Moore, Andy Irvine oder Andy M. Stewart inspirieren lassen, aber seinen eigenen Stil gefunden. Mystisch-übersinnliche Themen wie bei One Last Cold Kiss scheinen ihm besonders zu liegen. Die düstere Inzest-Ballade Well Below the Valley bekommt einen Hauch von Gregorianik aus dem Kloster, schottisches Kämpfer-Pathos The News from Moydart. Aber nicht alles ist düster. The Pride of Springfield Road kommt als Liebeslied im Jig-Rhythmus schwungvoll rüber. Humorig ist die Begegnung eines Seemanns mit einem als Frau verkleideten Mann, der ihn um sein Hab und Gut bringt: The Close Shave. Chris begleitet mit Einfühlung und cleveren Akkorden auf Gitarre oder Bouzouki. Die Bodhran ist sparsam, aber effektvoll eingesetzt. Bei weiteren Instrumentals kann man das Zusammenspiel von Flöte und Geige auf sich wirken lassen, mal traditionsgemäß unisono, mal mit schönen Harmonien.

WYW traue ich zu, ein Publikum durch persönliche Ausstrahlung auch mit unbekannten Titeln zu überzeugen.

Auf der Homepage gibt es übrigens ein Songbook zum Mit- und selber singen.

Nachtrag März 2010

Ihrer Homepage entnehme ich, dass Wet Your Whistle sich aufgelöst haben.

Trackliste

  1. The Star of the County Down
  2. Arisaig
  3. The Leaving of Liverpool
  4. Castle Kelly/The Laurel Tree/Beara Island
  5. Gloomy Winter’s Noo Awa‘
  6. One Last Cold Kiss
  7. The News From Moidart/Tralee Gaol
  8. Port Na Bpúcaí/Statia Donnelly’s
  9. The Sally Gardens
  10. Paddy’s Green Shamrock Shore
  11. The Well Below the Valley
  12. The Pride of the Springfield Road/Kid On the Mountain
  13. The Shaskeen/the Gravel Walks
  14. She Moved Through the Fair
  15. The Close Shave/Merrily Kissed the Quaker

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