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FRƎSCH ~ Vision (2011)

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Hört man von sogenannten Drei-Gitarren-Bands liegt nicht selten der Eindruck auf der musischen Hand, es handele sich entweder um eine

CD-Cover Vision (2011)

covernde Schrammelgemeinschaft, derer es zu Hauf gibt, oder um artig klassisch aufspielende Strebertypen, die eher in das heimische Musikforum passen, als auf Folkbühnen. Nun liegt es nach einer solchen Ouvertüre auf der Hand, dass es sich bei der dreiköpfigen, österreichischen Band FRƎSCH – deren eigentümliches Ǝ ein Charakteristikum zu sein schiene, wenn es nicht schon innerhalb des vierseitigen Covers in konventioneller E-Form und unkonventioneller Ǝ-Form erschiene – um ein anderes Kaliber handelt.

Der zweite Silberling der Band wartet mit zwölf Stücken auf, die von gesanglich, kraftvoll unterstützend bis hin zu rein instrumental, sanft eine enorme Bandbreite klanglicher Entfaltung bieten. Homeless Passenger, der Opener des Albums, stimmt mit astreinem Terzgesang in tenoristischer Manier an. Die beeindruckende Sangesleistung zieht sich durch alle Stücke des Albums und ist viel weniger stilistischer Stereotyp als Grundlage eines erfrischenden Gleichberechtigtseins des herrlichen Gesangs. Das solistische Intermezzo des Stückes wird unisono vom lautmalerischen Gesang begleitet, so dass die technische Ausgefeiltheit des Gitarrenspiels in die Peripherie gerät und einzig die Gesamtkomposition im Vordergrund steht.

Sehr angenehm zieht sich diese technische Versiertheit bei gleichzeitiger Zurückhaltung bzw. Unterordnung des spielwütigen Einzelnen aus dem Zentrum der eigenen Musik. Bei Gitarristen dieses Kalibers ist es nicht selten, dass ein endloses Solo dem vorhergehenden folgt, um größtmöglichen Raum für Profilierungssucht und Selbstliebe zu schaffen. Bei FRƎSCH sind beide Unangenehmheiten zu Gunsten eines künstlerischen Ganzen aufgehoben. Bergluftkristall, der Folgetitel, ist ein reines Instrumentalstück. Abermals fällt die Fingerfertigkeit der Herren auf, die eine Symbiose aus Wohlgefälligkeit und technischer Hörfreude schafft. Bergluftkristall eröffnet mit sanften Klängen, die sich echoend ergänzen, indes der Corpus der Gitarre zum hallenden Rhythmusgeber avanciert.

FRESCH-Trio
Beinahe leitmotivisch wird die Eingangsmelodie bei jeder Wiederholung moduliert. (M)einen Höhepunkt findet das Stück im triolischen Umspielen, das sich anschließend aber wieder in gemäßigten Bahnen dem Ende zuneigt. Nebst Fingerstyleelementen finden sich auch die für die meisten Gelegenheitsschrammler (wie ich es bspw. bin) wohlbekannte Flatpicking-Parts. An vielen Stellen erinnert die angenehm doch niemals nebensächliche Melodieführung an den großartigen Andy McKee. Anders als bei diesem großen Namen wird das Album aber an keiner Stelle ermüdend. Immer wieder beleben die Gesangsparts und die stilistische Uneindeutigkeit zwischen Elementen aus Klassik, Rock, Blues und Singer-und-Songwriter-Manier. Dazu kommt ein sphärischer Gesang, dessen Herkunft mir erst mit dem Schauen folgenden Videos klar wurde:

Vision ist ein brillantes Album, das sowohl technisch unversierten Hörern als auch bornierten Freunden von Gitarrenmusik Freude bereiten wird. Interessenten ureigenster Folkmusik sind mit diesem Album eher schlecht beraten. Wer aber mal über den folkloristischen Tellerrand schauen will, dem werden die Eigenkompositionen der drei Herren sehr gut tun.


Trackliste

  1. Homeless Passenger
  2. Bergluftkristall
  3. Brothers
  4. Sonnenfeuerglanz
  5. Send Me a Light / Being Drunk
  6. Lost In Time
  7. Streams of Silver Rain
  8. ‘s fliaßt
  9. I am Here
  10. Klangperlengewitter
  11. Visions
  12. Schmetterlingskuss

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