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Zeptepi ~ Winter in the Blood (2012)

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Winter in the Blood
Winter in the Blood

Mit „Winter in the Blood“ tritt die fünfköpfige Band mit dem buchstabenkombinatorisch extravaganten Bandnamen bereits mit ihrem vierten Album auf den Plan und betritt nach eigenen Angaben wenn nicht musisches Neuland, dann jedoch einige künstlerische Inselgrüppchen. In freien Pinselstrichen im Duktus des Minimalen bietet die optische Gewandung die Zeichnung eines blutenden Baumes dar und bietet damit schon eine Vorabinterpretation der musikalischen Gehalte.

King of the Balladeers eröffnet die Welt des wohlgefälligen Düsterfolks. Die Stahlsaiten monotonieren den eindringlichen Gesang, der sich an der ein oder anderen Stelle in vielleicht zu betonter Manier zeigt, indes wenige Takte später durchaus wohlige Nackenschauer durch die rauchig vibrierenden Stimmbäder über den Rücken des Hörers gejagt werden. Eine Stimme also, die man liebt – oder eben nicht. Daneben tritt eine Mandoline melodiebegleitend in den Hintergrund, indes sich eine Geige durch die dunklen Gefilde seufzt. Rhythmisch wird das Ganze von einer Cajon getragen – doch sie ist nicht allein. Ein Banjo umspielt und rhythmisiert das musische Tag- bzw. Nachtwerk der fünf Musiker. Die Gesangspausen werden im harmonischen Stelldichein der Fiddle und des Banjos variiert. Tritt die Violine in den Vordergrund, setzt ein großartiges Banjo-Picking ein, dass ob seiner Klangdichte, gleich prasselndem Wasser in die nächtlichen Klänge einbricht. Dabei ertönen die Saiten derart hintergründig, dass dem medodieaffinen Ersthörer der Genuss der vollen Klangfülle erst zu späterer Stunde auffällt. Die weiche Geige schmeichelt sich gleich dem beschriebenen Nebel in das Ohr – seufzt, klagt und entschwindet wieder im Unhörbaren, wenn der Gesang neuerlich einsetzt.

Der Fastnamensgeber des Albums verstärkt die eher drückende Stimmung qua Temporeduzierung noch mehr. Winter in my Blood ist nicht nur wunderbar zu hören, sondern auch eindringlich anzusehen:

 

 

Um die Andersartigkeit des Albums hervorzuheben, sei ein weiterer akustischer und optischer Eindruck des vorhergehenden Silberlings gewährt. Vorhang auf:

 

 

„Winter in the Blood“ verzichtet auf den viel zu oft gehörten Folk-Rock-Sound. Vielmehr bietet diese Scheibe eine gelungene Mischung aus traditionellem Liedgut, wie bspw. Fairmoye Lassies and Sporting Paddy, eigenen Kompositionen und Wiederauflagen von musischen Freu(n)den. Letztgenannter Titel wird auch in der hiesigen Folkszene allzu oft dargeboten und bietet zumeist wenig Neues. Doch auch hier brilliert das Banjo, indes die geschlagenen Stahlsaiten nicht überraschen, aber ihre Schuldigkeit tun.

Zwar verzichtet das Album nicht auf E-Gitarren-Sounds, dann aber doch eher in 16-Horsepowers-Manier: Der Sechssaiter setzt das Klagen der Geige fort und steigert es bei No Respect in ein kreischendes Aufheulen. Und weiter geht es in traurig, doch niemals triste Gefilde. Peat Bog Soldiers ist eine englische Adaption der Moorsoldaten. Der Mandolinenklänge ersterbendes Tremolo führt in seichte Dissonanzen, indes einzig die Gitarre den hier exzellenten Gesang umrahmt. Fast wähnt man die Stimme am Ort des Geschehens, indes die leidenschaftliche Stimmgewalt, die sich vom Zittern zum Brachialen wagt, eine akustische Träne erahnen lässt, die am Korpus zu zerschellen scheint.

Insgesamt also ein Album, das von seiner eindringlichen Stille lebt. Niemals laut und dennoch wirkmächtig zeigen sich die zwölf Titel des Albums. Mit diesem Silberling haben zeptepi die Eindringlichkeit der Ruhe kultiviert und erheben damit jedes klangliche Novum von „Winter in the Blood“ zur fallenden Nadel – will man sie hören, muss man sich Zeit und Ruhe neben. Doch taucht man in die Stille ein, offenbart sie sich als Klangmeer: umhüllend und tief.

 

Trackliste

  1. King of the Balladeers
  2. Winter in my Blood
  3. Girls of Old Maui
  4. Ace of Spades
  5. The Last Voyage
  6. Arrows
  7. Fairmoye Lassies and Sporting Paddy
  8. No Respect
  9. Peat Bog Soldiers
  10. I Stand Enthralled
  11. School Days Over
  12. Wallaby Stew

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