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Jamie McClennan ~ in transit (2009)

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Sich selbst als Performer, Lehrer, Graphiker, Fiddler, Komponist und leidenschaftlicher Kaffee-Fanatiker deklarierend, muss der Neuseeländer Jamie McClennan dem umfänglichen Fundus an Selbstdarstellungen gerecht werden. Sein 2009 erschienenes Album in transit steht vor obgenannter Herausforderung.

Die goldenen Hände und kreative Stirn des Graphikers kann man dem Viel- bzw. Alleskönner zweifelsfrei bescheinigen. Gleich dem dargebotenen musischen Gehalt präsentiert sich das Album in äußerst ansprechender Fassade. Zwischen zwei nahen Wänden über freiem Flur knieend zeigt sich McClennan in einmal mehr verträumter Geigerpose. Der gewohnte Duktus des sich beim Musizierens Vergessens wird durch die innovative Pose um ein Vielfaches aufgewertet. Die CD selbst gibt nach Einlegen des Silberlings in die heimische Anlage den Blick auf die versprochene Kaffeesucht frei.

Ein Dutzend Gastmusiker unterstützen den Teufelsgeiger über zwölf Titel hinweg. Nebst Violine und Gitarre erklingen diverse Flöten, Schlagzeug, Bass, Mandoline, Djembe und unterschiedliche synthetische Sounds, die dem traditionellen Gesamtklang immer wieder einen untypischen und charakteristischen Nebenklang verleihen. Und McClennan wird auch dem Anspruch des Komponisten gerecht, denn alle Titel sind aus seiner Feder. Dabei ist kaum auszumachen, was individuell-neu und was althergebracht ist. Die Harmonien sind wenig überraschend, beinahe intuitiv und aus diesem Grunde überaus eingängig.

Stilistisch fällt es schwer, Grenzen zu ziehen, doch immer wieder erinnern die gehörten Melodien an den Shetland-Sound, der zwar eingängig, doch wenig repetierend ist. Es handelt sich demnach mitnichten um einfache 32-Takte-auf-zwei-Teile-verteilte-Stücke, sondern vielmehr um durchkomponierte Gesamtwerke, die sich nicht scheuen, zwischen den Tonarten zu springen. Dabei überrascht das Geigenspiel mehrfach positiv. Wunderbare Koloraturen, Triller, Slides und unterschiedlichste Dipping-Bow-Variationen sowie synkopierte Rhythmik dürften dem Geigenfreund zu jeder Zeit das musische Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Traditionell begleiten Whistle und Flöten unisono, d.h. mit gleicher Melodieführung, was bei allzu häufiger Anwendung schnell Langeweile evoziert. Doch in transit ist in keinster Weise langweilig. Slides in Überlänge arten in bewusste Dissonanzen aus, die weniger erschrecken als positiv überraschen und wachrütteln. Ebenso selten wir erfrischend ist auch die saubere Intonation des gesamten Albums, die trotz dieses Umstands nichts von seiner volkstümlichen und -nahen Frische einbüßt.

Gleiches trifft auch für den Mut zur Vielseitigkeit der Stimmungen zu. Problemlos mündet hier ein beinahe melancholisches Intro in einen belebten zweiten Teil. An und für sich ist dies nichts Neues, doch den wenigsten Alben gelingt dieser Übergang so nebenbei wie es dem spielerischen Gesamtton dieses Fiddlers von den Fingern geht.

Mag man sich mit reiner Instrumentalmusik schwertun, könnte der Hörgenuss natürlich getrübt werden, für Freunde von ernsthafter Unterhaltungsmusik  ist dieser Silberling in jedem Fall eine Ohrenweide.


Trackliste

  1. Emely’s Wee Tune
  2. Fun With Colin
  3. Little Red
  4. Doohulla Reels
  5. Peggy’s Waltz
  6. Demon Ducks of Doom
  7. The Painted Lady
  8. Vivienne’s Jig
  9. Shannon’s
  10. Road To Bennan
  11. Rainbow Sheep
  12. Horizontal Living


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