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Kalevala ~ Quinze Marins (2008)

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Cover KalevalaKalevala ist ein finnisches Nationalepos und leitet sich von dem Helden Kaleva ab, der unter anderem in den mythischen Geschichten rund um Liebe, Krieg und Schamanen besungen wird. Gleichzeitig ist dies seit 1995 auch der Name einer Band, die sagt dass die finnische Sage, ihre persönlichen Vorstellungen von „Rock’n‘ Roll“ angeblich genau trifft. Wie die Schamanen, Medizinmänner und Barden, wollen sie „die Tradition bewahren und urzeitliche Instinkte von Krieg, Orgien und Tanz befreien“

Dass das herbe Finnland Geburtsstätte vieler Metallbands ist, ist unlängst bekannt und immerhin betreiben diese sechs Herren laut myspace „Folk Metal“. Nichts läge also näher, als auch sie in diese skandinavische Ecke zu verfrachten. Doch damit läge man geographisch ungefähr so nahe bei der Wahrheit wie aktuell Tiger Woods bei der Monogamie.

Tatsächlich kommen die „Folk Rocker“, wie sie sich selbst am ehesten bezeichnen, aus Italien. (Für die Gourmets unter uns: Kein geríngerer Ort als Parma nennen sie ihr zu Hause, berühmt für den köstlichen Schinken)

Die italienischen Wurzeln merkt man dem Live-Album „Quinze Marins“ dann auch sofort an, denn das gesprochene Intro des ersten Songs „March of Brian Boru“ ist nichts anderem als einer italienischen Version des Klassikers „Moby Dick“ entnommen. Damit wird direkt die Seemans und Piraten-Thematik des Albums eingeführt.

Bei dem dann ertönenden Instrumental samt Flöte und Akkordeon erhebt sich nun vor meinem sensiblen Rezensionsfernrohr langsam, begierig schleichend ein verwildertes Piratenschiff aus dem Dunkel. Die hellen Wolken des Folks, die die Segel umspielen weichen schnell für ein bisschen Latinocharme und Volksfestgaudi, denn unsere Flotte segelt in den Fahrwassern des zweiten Tracks „Weila Waila“. Und ja, der Song selbst hört sich genau so lustig an , wie der Name vermuten lässt. Man hätte diesen bestimmt, ohne großes Aufsehen zu erregen, im neusten Disney-Film unterbringen können .

Dass die ganze CD unplugged und live aufgenommen wurde, verleiht ihr natürlich jenen besonderen Charme, der sich beim Hören bezahlt macht. Dass unsere „Folkpiraten“ auch „unverkabelt“ die Klassiker beherrschen zeigen sie uns direkt im Anschluss, wenn auf Deck das allseits bekannte „Rocky Road to Dublin“ stilsicher performt wird . Besonders Tin Whistle und Gitarre tragen diesen Evergreen. Im Übrigen darf man sich nicht wundern, wenn einem nicht nur dieses Lied bekannt vorkommt. Alle Songs beruhen auf Irischen Traditionals.

Wenn einen Piraten das Fernweh plagt, könnte sich das wohl in so einem Stück wie „Spancil Hill/ Solitude“ ausdrücken. Mit den in dieser Ballade verewigten Black Sabbath zeigt die Band eine kleine Vorliebe für Metal- Urgesteine und dass diese durchaus auch mit ruhigen Tönen vereinbar ist.

Sänger Simone Casula schafft es sowohl ruhige und besänftigende Töne als auch kräftige Laute aus seinem Klangkörper zu befreien. Dass das Publikum bei den Aufnahmen zu hören ist, macht vor allem bei Songs wie „Skrimshander“ einen ganzen Teil der Stimmung aus. Die Mannschaft steuert den Zuhörer immer wieder gezielt durch beschwingte Melodien und schnelle Rhythmen wie bei „All for me Grog“ und melancholische Seemanns-Chansons. So darf auch ein französisches Stück, nämlich der Titelsong „Quinze marins“ nicht fehlen. Ein Pariser Straßenmusiker scheint sich hier als blinder Passagier an Bord geschlichen zu haben. Als er sein Akkordeon in die Hand nimmt und seine wissenden Augen unter dem Beret hervor luken, gesellt sich der Chor der Seeemänner gerne dazu und es entsteht dieses nostalgische Lied. Das echte Seeemänner und Piraten auch mal Landgang haben, erkennt man an den Liedern über die „New York girls“ oder die „Spanish Lady“ Als einer meiner Favoriten hat sich eindeutig „Hennessy’s Jig“ herausgestellt, perfekt die Waage zwischen traurig und schön hält. Nicht nur beim Blick aus dem Bullauge lädt er zum Träumen ein.

Wenn unsrer wilde Folkcrew desöfteren unter Deck eine Party feiert, dürfen dabei bestimmt auch die letzten beiden Songs des Albums nicht fehlen. „Galway Races“ pumpt ordentlich Blut in die vom Rum geweiteten Venen und wenn man dann irgendwann keinen geraden Satz mehr herausbekommt hilft nur noch eins: „Wild Rover“. Diesen „immergrünen Evergreen“ oder dieses „evergreene Immergrün“ kann und muss man immer mitgrölen, ob auf einem schwankenden Piratenschiff oder im heimischen Pub.

Insgesamt ist „Quinze marins“ nicht nur was für feierwütige Seemänner oder melancholische Landratten, sondern perfekt für die Schnittmenge, die irgendwo dazwischen liegt. Ich kann das Album in jedem Fall nur empfehlen.

 

Trackliste

  1. March of Brian Boru
  2. Weila Waila
  3. Rocky Road to Dublin
  4. Spancil Hill/ Solitude
  5. Mursheen Durkin
  6. Mother Goose
  7. Skrimshander
  8. All for me Grog
  9. The Maid that sold her Barley
  10. Quinze marins
  11. New York girls
  12. Spanish Lady
  13. Hennessy’s jig
  14. Galway Races
  15. Wild Rover

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