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Trasnú ~ One For The Road (2012)

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One For The Road
One For The Road

ONE FOR THE ROAD ist mit seinen knapp anderthalb Jahren Alter in der Landschaft exzessiven CD-Produzierend zwar bereits ein betagter Silberling, dennoch verdient es die musikalische Raffinesse von TRASNÚ über alle Maßen – begünstigt durch die entschleunigende Beständigkeit folkloristischen Schaffens – im Grenzgebiet zwischen Folkpuristen und den üblichen Schrammelgitarreninterpreteten bedacht zu werden.

Mit Rookery Of Rakish Reels eröffnet der Zehntitler seinen musischen Werdegang mit einem Set gradtaktiker Stücke und voluminösen Gitarrensaiten von Cornelius Bode. Ebd. gelangen nur selten zu vollem Ausklang und rhythmisieren durch überraschendes Abdämpfen das Begleitgeschehen um die melodieführende Flöte. Spielend gehen die Stücke ineinander über, indes der luftsäulenführende Steffen Gabriel aus einem nicht enden wollenden Atemfundus zu schöpfen scheint. Ab dem zweiten Stück gesellt sich im trauten Unisono das Banjo Guido Plüschkes hinzu, das die trillernden Verzierungen der Flöte durch perfekt ausgespielte Pickings adäquat umsetzt. Doch das Trio überzeugt nicht nur durch die Einzelleistungen, sondern vielmehr durch das Miteinander. Triolische Breaks durchbrechen den intuitiven Hörgenuss, um sich nach einem kaum zwei Sekunden währendes Stell-Dich-Ein wieder in den bisherigen Hörgenuss einzufügen.

Der Folgetitel, P Stands For Paddy, der fußballaffinen Folkfreunden namentlich eher in anderer Gewandung gewahr sein dürfte, erhebt sodann die Vokalleistung in den Hörfokus. Kopfstimmig tönt Plüschkes stimme, die nuanciert von seinen Kollegen umrahmt wird. Mit feinstem Terz-Tenor-Gesang setzen die Zweitstimmen dezidierte Akzente, indes die Gitarre in stetem Staccato durch die Strophen führt. Der echoende Gesang erfährt vermöge des Flötenspiels eine drittstimmartige Erweiterung, so dass sich Haupt- und Nebenstimmen beinahe fugenartig durch die Erzählung jagen.

Mit gleichstimmiger Akkuratesse jagen sich Banjo und Knopfakkordion in bester Pogues-Melodiosität durch den Anfang von Unplanned Polkacy. Neuerlich sorgt das Gitarrenspiel für rhythmische Impulse, die zunehmen durch das Bodhrán-Spiel Plüschkes getragen werden. Auch hier überzeugt der Multi-Instrumentalist durch virtuoses Spiel. Jahrmarktsähnlich ertönt die irische Trommel zumeist als basshämmernder Ermüder, anders bei TRASNÚ, wo das Bodhrán-Spiel zur Virtuosität kultiviert wird, bescheiden in den Hintergrund tritt, subtile Tonhöhenfacetten inszeniert und sich durch die Einzelteile jedes Mal neu erfindet.

ONE FOR THE ROAD ist ein Album, das durch seine subtilen Facetten überzeugt. Freunde krachender E-Gitarren-Riffs dürften mit dem Album wohl keinen dauerhaften Frieden machen. Freunde traditioneller Klänge indes werden entzückt sein von der instrumentellen Sonderleistung, die das Trio über die volle Länge einer Dreiviertelstunde entfaltet. Keine Ermüdung nach der vierten Wiederholung des immerwährend gleich klingenden Motivs, sondern dezidierte Inszenierung traditionellen Liedgutes, die Erwartungen bewusst durchbricht, um sie hernach zu modifizieren – das ist es, was den Hörer mit TRASNÚ erwartet.

 

Trackliste

  1. Rookery Of Rakish Reels
  2. P Stands For Paddy
  3. Unplanned Polkacy
  4. The Box Of Jigs
  5. Leaving Of Liverpool
  6. Enchantments Of Galway
  7. Inver Jigs
  8. Health To The Company
  9. Swingpipes
  10. From Karachi To Quebec

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