Gängig ist ja das umgekehrte Verfahren: die Band geht ins Studio und anschließend auf Tour, um das Album zu promoten. Wie sie im Interview berichten, haben Manran den anderen Weg gewählt und ihr Material erst ausführlich vor Publikum von Schottland bis Australien getestet, bevor es auf die CD kam. Das hört man am dichten Bandsound und den kompakten Arrangements.
Mànrans Alleinstellungsmerkmal ist, dass sie sowohl den schottischen als auch den irischen Dudelsack in der Besetzung haben. Die kommen aber nur selten gemeinsam zum Einsatz, denn die beiden Multiinstrumentalisten wechseln auch zu Fiddle oder Flöten. Akustische Gitarre und Akkordeon treten hinzu. Von den bekannteren Pipes-Rockern hebt sie dieser differenzierte instrumentale Zwischenbau ab, der von Bass und Schlagzeug unterlegt wird.
Größter Unterschied zu den beiden Vorgängeralben ist wohl der Wechsel im Gesang nach dem Fortgang von Norrie MacIver. Ewen Henderson, der mit den Highland Pipes ohnehin im Mittelpunkt steht, übernahm auch die Leadstimme und macht seine Sache sehr ordentlich. Das ist authentisch, auch wenn Mànran sich damit wohl nicht vor die gesangsstarke Konkurrenz schiebt. Gesungen wird auf Gälisch und auf Englisch, über alte (Auswanderung) und aktuelle Themen (Internet). Der zweisprachige Titelsong ist ein potentieller Hit.
Die Tunesets, oft selbst geschrieben, nehmen weiterhin breiten Raum ein. Die Musiker suchen oft die unerwarteten Wendungen und schichten verschiedene Melodien übereinander. Das ist durchaus druckvoll, aber manchmal herausfordernd für die Zuhörer.
Manran sind im März zum 2. Mal für die Irish Heartbeat-Tour gebucht worden, was für ihre Live-Qualitäten spricht.
Titelfoto: Euan Robertson