Seit dem vorigen Album Humpy’n Lumpy sind knapp drei Jahre vergangen. Trotzdem ist bei Fleadh eine klare Weiterentwicklung hin zu einem schärferen eigenen Profil zu verzeichnen. Dem neuen Album hat Frontmann Saoirse Mhor deutlich seinen Stempel aufgedrückt. Neben dem Titelstück singt er noch vier weitere eigene Songs. Sein letztes Soloalbum als Singer/Songwriter hatten wir ebenfalls vorgestellt. Auf Gastmusiker wurde bis auf zwei Ausnahmen (Banjo, Cello) verzichtet.
Nach eigener Aussage wollen Fleadh „ehrlichen Irish Folk“ spielen. Dem entspricht die Instrumentierung mit Fiddle, Pipes, Mandoline, Banjo und anderem mehr. Das Quintett räumt aber der harmonischen und rhythmischen Begleitung mit akustischen Gitarren, Bass und Percussion einen sehr viel größeren Raum ein als branchenüblich und integriert andere Stile. Die kommen großenteils aus Amerika: Swing, etwas Bluegrass, Blues und alles was groovt. Die irischen Melodien werden nicht nur begleitet, sondern mit einem durchdachten musikalischen Gegenpart versehen. Dabei ragen besonders die ausgefeilten Gitarrenstimmen heraus, die oft Intros oder Zwischenspiele mit eigenen Melodielinien oder Gegenrhythmen gestalten, was über pure Begleitung weit hinausgeht. Die unterlegten Akkorde und Basslinien weichen oft vom Gewohnten oder in der Melodie Angelegten ab. Dies trifft allerdings nicht unbedingt die Hörgewohnheiten und wirkt mitunter verkopft, was mir speziell beim letzten Reelset auffiel.
Eine Menge Groove und Swing sind also da, speziell bei Van Morrisons Moondance. Was mir etwas fehlt, ist das Treibende, der Tanzcharakter, der Druck, der bei den Jigs und Reels gemeinhin mit kraftvollem Unisonospiel der Melodieinstrumente erzielt wird, die hier öfter solo oder im Duo agieren. Dies ändert aber nichts an dem hohen spieltechnischen Niveau, dem mit einem guten Soundmix Genüge getan wird.
Saoirse Mhor singt zurückhaltend, aber eindringlich, und wird mit wirkungsvollen backing vocals unterstützt. Eastbound Train von Luka Bloom ein ist ideales, schwungvolles Eröffnungsstück. Die selbst geschriebenen Songs haben einen recht unterschiedlichen Charakter und meist starke, gut singbare Refrains. In Cleggan Bay Disaster wird vom Untergang eines Fischboots vor der Küste von Connemara im Jahr 1927 erzählt. Trotz des traurigen Themas eine eingängige, swingende Nummer. Das Stück hatte mir live in Balve 2011 besonders gut gefallen und wird in unseren Charts zu hören sein. Fast noch besser das bildstarke Hill of Plenty, ein Blick auf die irische Finanzkrise, sowie Row Home, das eine poetische Szenerie entwirft. Musikalisch wunderbar warm; eine mögliche Konkurrenz für Ride On. Im Curragh Song, einer heiteren Erinnerung an Kinderzeiten, klingt Saoirse Mhor mit dickem Kildare-Akzent fast mehr wie Christy Moore als dieser selbst. Beide stammen aus der gleichen Gegend, der Curragh. Dort in Newbridge fand am 1. Februar übrigens das offizielle CD-Release statt.
Trotz eines geschlossenen Gesamteindrucks gibt es also eigenwillige Akzente. Dazu passen gut die gemalten Bilder, die Booklet und Label zieren.
Die dreizehn Titel erschließen sich nicht beim ersten Hören, lohnen aber die intensivere Beschäftigung. Die eigenen Texte sind im Booklet abgedruckt und stehen auch auf der Hompage.
Trackliste
- Eastbound Train
- Castle Kelly/Sligo Creek (Reels)
- Hill of Plenty
- Return from Fingal/Heaton Chapel (Marches)
- Row Home
- The Cleggan Bay Disaster
- Trip to Brittany/Sliabh Russel/Scarce o’Tatties/Lost and Found (Jigs)
- Sally Brown
- Cahir’s Kitchen/Moondance
- Ace and Deuce of Pipering (Setdance)
- The Ballad of John B. Whistlin‘
- Tongadale/New Rigged Ship (Reels)
- The Curragh Song (Shadowers)
Homepage | Myspace | wikipedia | Bestellen | Medienbox | Über Rezensionen