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The Sally Gardens ~ Airborne … (2010)

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Airborne
Airborne

Gemäß der optischen und titelgebenden Ankündigung geht es auch akustisch zu. Die ersten Sekunden des Albums sind ganz dem Propellergeräusch eines startenden Lufteroberers gewidmet. Konzeptalben sind, so sie sich nicht allgemeinen Themenfeldern umherschweifen,  wie bspw. das spätestens seit Jack Sparrow zum Plakativum degradierten Seefahrtsmotiv, dem Problem ausgesetzt, dass entsprechender Stoff zur Verarbeitung gefunden werden muss. Entgegen ihrer mir bekannten Live-Tradition, sich fast ausschließlich der Interpretation der viel- und überhörten Irish-Folk-Klassikern zu widmen, wagt Airborne den Schritt in eigenkompositorische Höhen und umfliegt damit das zuvor genannte Problem gekonnt.

Der namengebende Opener des Albums, Airborne, ist der mit Abstand stärkste Titel des Albums und katapultiert die Erwartungen in die Folgetitel in schwindelerregende Überwolkengefilde. Nachdem der Propeller nebst des daran hängenden Fluggefährts entflogen ist, beginnt ein langsames Gitarrenintro, das, kaum begonnen, so verklungen, in tanzbare US-Folk-Traditionen kulminiert. Mit Bass, Gitarre, Fiddle, Mandoline und einem nicht im Cover aufzufindenden Rhythmusgeber gehen die drei Damen, die sich für dieses Album Unterstützung von diversen Stewards und Stewardessen an Deck geholt haben, an die musische Studioarbeiten. Doppelsaitig wird die Fiddle mit dem ersten Ton zum Charakteristikum des Albums. Obschon die Permanenz des zweiten, durchgängig unveränderten Tones, bisweilen am Ohrfell kratzt, gewinnt der erste Titel des Albums grade durch die Violine jede Menge dazu. Zu betonen ist auch die Mischung der Geige, die einen klassischen Sound vermissen lässt, aber gleich dem Fiddlesound eines Adolphi im Gehörgang stecken bleibt.

Die vielzitierten Stimmen der Brennwaldschwestern mögen von enormer Wichtigkeit für den Sally-Gardens-Gesamtklang sein, auf dem Album gefallen mir jedoch die Passagen am besten, in denen der sogenannte Whiskeyklang für einen natürlich-ungepressten Gesang weicht. Hervorgehoben sollte indes die in der Folkszene nicht immer in dieser Form anzutreffende Zweistimmigkeit sein. Ein Vorteil von Studioalben ist, dass man akustisch mehr zu leisten im Stande ist als bei Live-Auftritten. So umspielt die Mandoline die aufgeworfenen Motiv zu jeder Zeit abwechslungsreich zwischen Akkorden und Melodie wechselnd.

The Sally Gardens
The Sally Gardens

Autumn Leaves, der Folgetitel, kommt in wohlgefälligem Mitnicktempo daher und der Bass unterstützt diese Behäbigkeit maßgeblich, Die Charakteristika des ersten Titels, wie bspw. Fiddleeinsatz und wohlfeile Zweistimmigkeit, setzen sich in diesem und allen folgenden Titeln des Albums fort. Bei Walking Away heißt es zurücklehnen, den Flat-Less-Bass genießen und sich dem dahinschwebenden, unaufgeregten Seicht-Melodie-Flügen hingeben. Abermals herausragend ist der Einsatz der Geige, die in der Höhepunktgesangpassage mit saitenweise ausgespielten Akkorden zu verzaubern weiß. So setzt sich das Album fort, um zumindest mit dem letzten Titel in einer Pianoversion noch neues Land zu erreichen.

Insgesamt also ein Album, das großartig, aber leider zu stark eröffnet. Mit Airborne gelingt The Sally Gardens ein musischer Leckerbissen, an den die Folgetitel leider nicht anknüpfen können. Für Freunde der folkloristischen Hintergrundmusik, die nach dem ersten Titel gern leiser schalten, ist dieses Album ein absolutes Muss. Für all jene, die vom ersten bis zum letzten Titel bespaßt und in positiver oder negativer Form unterhalten werden wollen, dürfte Airborne leider etwas zu zäh sein.

 

Tracklist

  1. Airborne
  2. Autumn Leaves
  3. Walking Away
  4. Moonlight
  5. Guiding Light
  6. Bush of Australia
  7. Breaking the Bridges
  8. Autumn Leaves (Piano Version)

 

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