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15 Jahre CARA – Interview mit Gudrun Walther

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CARA  sind „Deutschlands Exportartikel Nr.1 in Sachen Folk“ und feiern ihr 15-jähriges Bandjubiläum – Grund genug für ein Interview mit Frontfrau Gudrun Walther.

Gudrun Walther
2013 in Altena

Renommierte Preise und Tourneen auf drei Kontinenten – habt ihr euch das vor 15 Jahren vorstellen können?

Reisen und dabei musizieren, das war immer mein Traum. Diesen Teil habe ich mir auch vor 15 Jahren schon so vorgestellt und gehofft, das irgendwann so umsetzen zu können. 

Die Preise sind eine angenehme Überraschung und natürlich freut uns diese Anerkennung!

Ihr verbindet ja unterschiedliche Stilrichtungen. Könnt ihr eure Musik definieren?

Ein Kritiker hat mal gesagt „Cara klingen wie Cara, es kann keine bessere Empfehlung geben“ – ein wunderschönes Kompliment. In unsere Musik fließen vorwiegend irische und schottische Elemente ein, aber auch Bluegrass, Blues, Pop/Rock, Klassik – alles Musikstile, mit denen wir uns ebenfalls auseinandergesetzt haben… 
Ich glaube aber, dass das keltische Element das prägendste ist – wenn uns jemand als „Irish Folk Band“ ankündigt, liegt er also nicht komplett falsch! 

Wie ist die Reaktion, wenn ihr etwa in den USA als Deutsche eure Interpretation irischer Musik spielt?

Wir sind ja seit ein paar Jahren schon eine multinationale Band, in der aktuellen Besetzung haben wir eine Irin, eine Schottin und drei Deutsche. Insofern werden wir auch natürlich als multikulturelle Band wahrgenommen. Natürlich bekomme ich aber immer wieder die Frage gestellt, wie ich zur irischen Musik gekommen bin und darf dann meine Geschichte erzählen… Generell ist uns in den USA eine große Offenheit begegnet, und besonders die Stücke, die erkennbar Einflüsse aus verschiedenen Stilen aufweisen, kommen besonders gut an. Je weiter weg von Europa man tourt, desto weniger spielen diese Dinge eine Rolle – von Australien aus betrachtet, sind Irland, Schottland und Deutschland so nahe beieinander, dass diese Frage kaum noch gestellt wird. 

Als Duo Walther und Treyz spielt ihr ja sehr bewusst (auch) deutsche Musik. Gibt es eine Wechselwirkung zwischen der irisch/amerikanischen und der deutschen Spielweise? Könnt und wollt ihr das klar trennen? 

O ja, es gibt immer eine Wechselwirkung. Man ist ja nach wie vor derselbe Mensch und kann sein Wissen nicht über Bord werfen – also fließen sicher ab und zu Verzierungen oder Phrasierungen ein, die einen irischen oder amerikanischen „Slang“ haben. Generell versuchen wir aber schon, für die deutsche Musik eine Spielweise zu kultivieren, die die Stücke optimal zur Geltung bringt. Leider gibt es ja hierzulande keine ungebrochene Tradition, und es existiert wenig Tonmaterial oder Feldaufnahmen, also sind wir ziemlich auf uns gestellt und versuchen nach bestem Wissen und Gewissen herauszufinden, wie die Stücke gespielt werden wollen. Letzten Endes entscheidet dann einfach der Geschmack! 

Euer Programm besteht aus einer Kombination von eigenem und traditionellem Material. Wird diese Mischung so bleiben oder strebt ihr an, 100 Prozent eigene Songs und Tunes aufzunehmen?

Das streben wir eigentlich nicht bewusst an. Ein wesentlicher Bestandteil unseres Repertoires waren auch immer ausgewählte traditionelle Stücke, die wir neu arrangiert haben, so wie zum Bespiel die langen Balladen „Lord Gregory“ oder „Little Musgrave“ – das würde ich nicht missen wollen. Aber da wir alle komponieren und Songs schreiben, wird der Anteil an eigenen Kompositionen auch immer hoch bleiben. Im aktuellen Set sind es vielleicht 70% eigene Stücke. 

Haben schon andere MusikerInnen Songs oder Tunes von euch in ihr Programm übernommen?

Ja, das ist schon einige Male passiert. :) Auch auf CDs sind schon einige Kompositionen gelandet. 

Ihr seid viel unterwegs und trefft viele MusikerInnen. Gibt es Geheimtipps, Nachwuchsbands, für die wir uns interessieren sollten?

In der Tat hören wir auf Festivals immer wieder Bands, die man hierzulande nicht so oft trifft. In Australien haben wir das englische Duo Will Pound und Eddie Jay gehört, mit Mundharmonika und Piano-Akkordeon. Ich wusste nicht, welche Sounds man aus so einer Mundharmonika rausholen kann! Auf dem Ceol Cholasa Festival in Schottland haben wir zum ersten Mal die „Young’Uns“ gehört – natürlich keine Nachwuchsband mehr nach den ganzen Awards, aber ein echtes Erlebnis. 

Ein junger schottischer Geiger, der mich sehr begeistert hat, ist Ryan Young – im Duo mit Jenn Butterworth, einer der besten Gitarristinnen der Folkszene.

Seit einigen Jahren habt ihr Mitglieder aus Irland bzw. Schottland in der Band. Wie kann so etwas funktionieren? Warum habt ihr euch für solch schwierige „Fernbeziehungen“ entschieden?

Wenn eines unserer Bandmitglieder geht, versuchen wir erst einmal die bestmögliche Neubesetzung zu finden – und dabei spielt das Land dann eine eher untergeordnete Rolle. 

So haben wir uns ja beispielsweise für Hendrik entschieden, weil er für uns der beste Piper war, mit dem wir geprobt hatten – trotz einiger irischer Mitbewerber hat er einfach am besten zu uns gepasst. Bei Kim war es ihr Songwriting, was es uns angetan hat, und ihre Offenheit und 100% ige Bereitschaft, sich auf die Band einzulassen – inklusive Tune-Backing, was sie vorher noch nie gemacht hatte. 

Trotzdem kann man generell sagen, dass uns das Arbeiten mit Musikern aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen einfach viel Freude macht und uns auch sehr bereichert hat. Bevor wir bei Cara Bandmitglieder aus dem Ausland hatten, haben Jürgen und ich ja schon bei Litha (2Duos) an einem kulturellen Austausch gearbeitet und in dieser Hinsicht Feuer gefangen. Insofern schauen wir, wenn wir jemand Neues suchen, mittlerweile einfach überall nach geeigneten Musikern!

Rolf Wagels war ja ein „Urgestein“ der Band. Er hat Cara verlassen und wird sicher ein Freund bleiben. Erzähl uns, wie ihr an eure neue Bodhranspielerin Aimee gekommen seid.

Als Rolf uns die traurige Nachricht überbracht hat, dass er sich aus dem Tourleben zurückziehen muss, haben wir uns gemeinsam hingesetzt und darüber gesprochen, wer seine (auch bildlich gesprochen!) großen Schuhe füllen könnte. Meine erste Band waren ja die More Maids, eine Frauenband, und ich habe das damals sehr genossen und arbeite einfach gerne mit anderen Musikerinnen – es gibt ja nicht so viele von uns. Also habe ich gesagt „es wäre eigentlich toll, wenn es eine Frau gäbe, die super Bodhrán spielt“. Daraufhin hat Rolf sofort gesagt „dann fragt mal Aimée!“. Er kennt sie schon lange, weil sie eng mit ihm beim irischen Bodhránfestival „Craiceann“ zusammen arbeitet – und es stellte sich dann heraus, dass sie bei zweien unserer CARA Konzerte in Irland im Publikum gewesen war, einige CDs von uns besitzt und die Band gut kennt! Sie ist technisch eine unglaublich gute Bodhránspielerin und ihre musikalische Auffassung der Bodhrán ist der von Rolf durchaus ähnlich. Zudem hat sie in ihrem Musikstudium eine breite Ausbildung auch in Klassik und Jazz genossen, bevor sie sich auf traditionelle Musik spezialisiert hat, und ist daher nicht nur sehr offen, was unsere Arrangements angeht, sondern trägt auch durch ihr dynamisches, einfühlsames Spiel viel dazu bei, dass die Stücke sich optimal entfalten. Sie ist eine tolle Bereicherung und Inspiration! Wieder mal ein absoluter Glücksgriff! 

Wird es in der neuen Besetzung bald ein neues Album geben?

Wir werden nächstes Jahr mit dem kreativen Prozess beginnen und potenzielle neue Stücke zusammentragen und haben uns auch ein paar Tage gemeinsam freigenommen, um gemeinsam Songs und Tunes zu schreiben und erste Arrangements auszuprobieren. Wir lassen uns soviel Zeit wie nötig, bis wir Material haben, von dem wir 100% überzeugt sind, und dann gehen wir ins Studio. Idealerweise bekommen die ersten neuen Stücke vorher schon eine Chance, vor Publikum getestet zu werden. Das Schöne an unserer Art zu arbeiten ist, dass es niemanden gibt, der uns zu irgend etwas drängt. Wir produzieren unsere CDs ja selbst und es gibt keine Plattenfirma, die uns irgendwelche Veröffentlichungstermine vorschreibt – das bedeutet zwar einerseits viel Arbeit, weil wir alles selber machen, aber andererseits gibt es uns auch die maximale künstlerische Freiheit, was wir sehr zu schätzen wissen! 

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