Saoirse Mhor hat sich Zeit gelassen. Als Nachfolger von Thursday Asks (2008) hat der Frontmann der Gruppe Fleadh sein 3. Solo-Album veröffentlicht, das man wohl als ausgereift bezeichnen kann. Die Produktion von Andy Horn ist aus einem Guss, überzeugt handwerklich und atmosphärisch.
Diesmal sind ausschließlich eigene Songs enthalten. Cleggan Bay Disaster wurde schon mit Fleadh aufgenommen. Es ist naheliegend, dass die Band-Kollegen hier und bei weiteren Stücken instrumental unterstützen. Die Ballade über ertrunkene Fischer knüpft an die irischen Tradition an. Die übrigen zehn Lieder beziehen sich auf die Gegenwart; sie handeln vom Leben aus der Sicht eines gestandenen Mannes zwischen Arbeit und Familie, wie es sich fast überall in der westlichen Welt verorten ließe. Saoirse Mhor hat deshalb gut daran getan, den Sound nicht zu sehr „irisch“ zu gestalten. Seine warme Stimme, Gitarre und häufig die Fiddle prägen den Sound.
https://www.youtube.com/watch?v=jA45VdIUE9c
Die Gastmusiker haben mit viel Gefühl den Liedern nicht nur einen Rahmen gegeben, sondern diesen auch mit ausgefüllt. Saoirse legt (meist gemeinsam mit Michael Busch an der akustischen Gitarre) das Fundament mit ausgewogenem Fingerpicking, Andrew Cadie (Broom Bezzums) spielt gewohnt wunderbare Fiddle-Soli und Katie Doherty glänzt als Backing-Sängerin.
Die Melodien sind eingängig, Fanore kann sogar zum Ohrwurm werden. Die Stimmung ist leicht melancholisch, aber nicht ohne Hoffnung. Gelegentlich kommt mit Bass und zurückhaltender Perkussion etwas Swing auf (The Thief). Einige gut gewählte sprachliche Bilder geben der Aussage mehr Tiefe.
Alle Texte und die Mitwirkenden sind im Booklet abgedruckt. Ein sehr reflektiertes, hochklassiges Album.